Auch auf unserer Reise nach Marokko im Frühjahr 2024 haben wir fast jeden Tag - von unten nach oben wie im Reiseblog üblich - textlich und mit vielen Bildern festgehalten. Viel Vergnügen.


08. - 14. Apr Chefchaouen - Tanger - Genua - Schweiz

Am Samstag erreichen wir Genua aber nicht erst um 15.00 h, sondern bereits um 10.00 h Vormittags. Irgendwo hat der Kapitän eine Abkürzung gefunden. Uns soll's recht sein. Somit werden wir direkt durchfahren und heute Abend bereits zuhause sein.

 

Nach 86 Tagen kommen wir am Abend gegen 21.00 h wieder in Freidorf an und werden auch dieses Mal direkt von mehreren lieben Nachbarn begrüsst. So ist es wirklich schön nach Hause zu kommen. Die Reise durch Marokko war spannend und für uns das erste Mal in einer komplett anderen Welt. Wir hatten zuerst schon etwas Respekt vor diesem afrikanischen Land, vor der für uns fremden Kultur, vor dem Ramadan, vor der Wüste, etc. aber es hat sich alles als überhaupt nicht "schlimm" herausgestellt. Die Marokkaner sind äusserst liebe Menschen - auch hier gibt es Ausnahmen - und vor allem sind sie sehr gastfreundlich. Das fängt an bei einem einfachen "Bonjour au Maroc, comment ça va?" und geht bis zur Einladung zum Abendessen bei völlig fremden Leuten. Und solche Dinge kann man nur erleben wenn man auf diese Art durch ein Land reist. Deshalb sind wir dankbar, dass wir das so erleben dürfen!

 

Am Donnerstagmorgen kurz vor 07.00 h passieren wir die erste Kontrolle und können gleich zum Check-In weiterfahren. Es folgt die Polizeikontrolle (Ausreise), der Zoll, das Scannen des ganzen Fahrzeuges, und dann stehen wir bereits um 08.00 h ganz vorne an zweiter Stelle auf dem Parkplatz vor der Anlegestelle der Fähre. Jetzt heisst es halt wieder warten. Gegen Mittag können wir bereits auf das Schiff und hoffen, dass wir vielleicht auch etwas früher abfahren. Denn es sind anscheinend nur gut 180 Fahrzeuge angemeldet. Platz hat es für mehr als 700! Aber daraus wird nichts. Punkt 15.00 h fahren wir los.

 

Am Mittwoch nehmen wir es noch einmal gemütlich am Vormittag. Denn heute möchten wir nach Tanger Med fahren, aber das dauert ja nur ca. 3 Stunden. Und wir wollen ja nicht den ganzen Nachmittag am Hafen warten. Deshalb geniessen wir noch einmal etwas die Sonne und fahren erst gegen 14.00 h los. Es geht mehr oder weniger geradeaus Richtung Norden. Nochmals stehen Gustav ein paar Hügel im Weg, welche er gemütlich überqueren darf. Und am späteren Nachmittag erreichen wir Tager Med.

Die letzten paar Kilometer vor dem Hafen sind noch einmal etwas abenteuerlich. Denn es stehen überall junge Burschen und Männer herum, welche auf eine Fahrgelegenheit hoffen. Als wir einmal kurz anhalten werden wir sofort angesprochen und einer will auf unser Motorradgestell steigen. Durch einen kurzen aber heftigen Tritt auf die Bremse sehe ich im Kamerabild wie er vermutlich den Kopf anschägt und daraufhin loslässt. Er rennt aber sofort von der Strasse weg, es ist ihm also nichts passiert. Aber er hat bestimmt einen Brummschädel. Kommt davon, wenn man bei Gustav unerlaubt mitfahren will ...

Gegen 17.00 h sind wir dann auf dem bekannten Parkplatz und stellen uns an dieselbe Stelle, wo wir schon vor gut 12 Wochen gestanden haben. Jetzt heisst es einfach warten bis am nächsten Morgen ...

 

Am Dienstag machen wir einen wirklich grossen Spaziergang durch Chefchaouen: zuerst lassen wir uns durch die Medina treiben. Diese Altstadt lebt in jeder Ecke und Gasse. Es gibt viele Läden, um die Ecke klappert ein Webstuhl, und eine Türe weiter ist die öffentliche Bäckerei wo alle aus der Umgebung ihre Brote und Guetzli hinbringen. So wird nur zentral ein grosser Ofen eingeheizt. Praktisch und auch ökologisch.

Sehr positiv fällt uns auf: wir werden kaum angesprochen von den Händlern. Sie lassen uns wirklich in Ruhe die Szenerie beobachten und erst wenn wir Interesse für etwas zeigen sind sie natürlich da. So gefällt es uns. Durch die Medina durch kommen wir plötzlich hinten an den Ort, wo der Fluss Oued Laou entspringt. Hier ist gleichzeitig die Waschanlage für die Bevölkerung eingerichtet: zwei grössere Unterstände mit je 10 Waschträgen werden von fliessendem Wasser gespiesen. Dazwischen wird im Bach gespühlt. Die machen das heute noch so.

Den Rückweg nehmen wir dieses Mal über die Strasse und nicht den schmalen und steilen Weg durch den alten Friedhof.

Am Nachmittag geniessen wir noch einmal die Sonne und lesen - das können wir am besten.

Im Restaurant Medusa geniessen wir dann endlich das etwas verspätete Geburtstagsessen von Brigitte. Gleichzeitig ist es das letzte Mal in Marokko, dass wir in einem Restaurant essen. Auf dem Rückweg trauen wir uns dann noch einmal, den dunklen und steilen Weg durch den alten Friedhof zu nehmen. Aber alles gut, die Toten sind doch alle schon mindestens 50 Jahre da und lassen uns in Ruhe.

 

Am Montagmorgen machen wir noch einige Servicearbeiten (Reifen aufpumpen, Toilette, etc.) und dann verabschieden wir uns von Ahmed. Er hat einen einfachen, aber gemütlichen Platz direkt am Meer.

Wir fahren nun wieder Richtung Süden ins Riffgebirge. Das Ziel ist Chefchaouen, die "blaue Stadt". Am meisten Bekanntheit hat diese Region weil sie anscheinend das weltgrösste Anbaugebiet von Cannabis (Hanf) ist. Das ist zwar offiziell auch in Marokko seit einigen Jahren verboten, wird aber in dieser Region immer noch toleriert. Deshalb sieht man auch öfters ältere Reisefahrzeuge mit seltsam gekleideten Frauen und Männern, welche meist noch lange Haare und Bärte haben. Ich frage mich, ob die keinen Friseur und Rasierer kennen? ....

Auf dem Camping Municipal in Chefchaouen finden wir einen Platz und machen uns dann gleich den schönen Weg durch den alten Friedhof hinunter zur Medina. Es ist für viele die schönste in Marokko. Wir laufen ein wenig kreuz und quer darin herum, und es ist wirklich schön: eng, blau, mit viel Leben (trotz Ramadan) und einigen Touris - wir sind also nicht die einzigen. Wir suchen uns ein Restaurant für morgen Dienstagabend aus und essen dann in einem Café an einen kleinen Platz ein Couscous und Brochette, mit Getränken für kleine 12.- Fr. Was will man da noch mehr.


01. - 07. Apr Guercif - Nador - Mittelmeer

 

Am Samstag fahren wir weiter, denn wir haben ja nur noch 5 Tage Zeit. Deshalb wollen wir heute bis nach Oued Laou. Dazu möchte ich gerne die Off-Road Strecke nehmen, welche nur ca. 11 km lang ist. Der Umweg über die Hauptstrasse wäre gut 28 km. Deshalb starten wir gleich vor dem Camping. Aber der Weg ist dann doch ziemlich eng und immer wieder von Auswaschungen durchsetzt, welche aufgrund der kürzlichen Regenfälle teilweise sehr tief sind. Es wäre ziemlich unangenehm zu fahren und wir müssten mit über 2 Stunden rechnen. Deshalb wenden wir nach ein paar 100 m und nehmen doch den Umweg über die N16.

Auch dieser Weg wird lang und länger, denn es geht mehr oder weniger der Mittelmeerküste entlang, aber immer wieder bis auf mehrere 100 m hinauf und dann wieder runter an den Strand - über einen Oued, und gleich wieder hinauf. Auch hier benötigen wir für die knapp 150 km noch gut 5 Stunden. Tja, Gustav ist halt kein Rennwagen, sondern ein gemütliches Reisefahrzeug, das uns aber sicher an das nächste Ziel bringt.

In Oued Laou angekommen finden wir den Platz von Ahmed sofort: direkt am Strand, minimale Infrastruktur, aber für uns passt das. Schade, dass das Wetter nicht mehr so mitmacht und es auch ziemlich kalt ist. Aber was soll's, wir bleiben für zwei Nächte hier.

 

Am Freitag packen wir unsere Sachen wieder zusammen und fahren die 3 km hoch zum Camping "Les Amis de Cala Iris", einem kleinen aber sehr schönen Platz über auf den Klippen über dem Haben von Cala Iris. Hier könnte man effektive länger bleiben, denn der Platz ist schön, es hat ein Restaurant - leider wegen Ramadan geschlossen - und ein kurzer Weg führt hinunter ans Meer zum Baden.

Das probieren wir dann auch noch am Nachmittag, aber es ist schon noch etwas sehr erfrischend. Danach legen wir uns wieder an die Sonne und geniessen die schöne Aussicht, das Rauschen der Brandung, sehen die Fischer auf das Meer hinaus fahren, .... einfach schön.

 

Am Donnerstag fahren wir weiter dem Mittelmeer entlang. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir erfreuen uns am Grün, welches wieder überall spriesst. Es sind nicht nur Felder, welche bearbeitet werden, sondern sogar grüne Wiesen, Olivenhaine, aber auch Brachland mit Büschen, einer Art Wiese und viel Unkraut. Dann kommen wir wieder an den Strand und fahren über Oueds, welche meist sogar Wasser aufweisen, gefolgt von künstlich aus Hügeln gehauenen Schluchten, welche die Strasse etwas "gerader" machen. Wirklich eine schöne Strecke. Und immer wieder folgen Dörfer, einzelne Häuser, Restaurants auf Klippen (natürlich geschlossen), usw. Es ist wirklcih abwechslungsreich und gefällt uns sehr gut.

Kurz bevor wir beim anvisierten Camping Cala-Iris ankommen fahren wir an einem langen Strand mit einem grossen geteerten Parkplatz vorbei. Da stehen schon 2 Wohnmobile und der Platz ist riesig. Also parken wir Gustav auch direkt am Strand und fragen die anderen, ob sie schon hier übernachtet haben. Nachdem sie uns das bestätigen beschliessen wir, auch hier zu bleiben. Einzig etwas störend ist ein Trupp von 5 Hunden, welche immer um die Wohnmobile laufen. Sie sind leider etwas unterernährt und sehr scheu, aber sobald sich etwas regt fängt einer an zu bellen, und alle setzen ein. Hoffentlich machen sie das dann nicht die ganze Nacht durch.

Wir geniessen noch eine Weile die Sonne und essen dann drinnen. Sobald die Sonne nämlich weg ist wird es wieder kälter. Tja, wir sind ja erst Anfang April und im nördlichsten Teil von Marokko.

 

Am Mittwoch ist eigentlich ein Jubeltag - zumindest für Brigitte: sie hat Geburtstag. Natürlich habe ich für sie alles vorbereitet: Prosecco zum Frühstück, dann gibt es selbstgemachtes Müesli mit Orangen und Datteln, Yogurt und Knabbermüesli, frisches Brot, selbstgemachte Confitüre, Kaffee, Vitaminbrause, etc. alles nur vom Feinsten ... ok, den Prosecco habe ich aufgrund des Ramadan nicht gefunden, aber alles andere war vorhanden ;-) Zumindest haben wir noch eine letzte Flasche Rotwein, welche wir heute Abend geniessen werden.

Nach dem Frühstück geht es der Mittelmeerküste entlang Richtung Westen. Wir möchten in einem schönen Restaurant auf einer Klippe essen heute Abend. Ausserdem soll es gleich vor dem Haus einen tollen Strand geben, an welchem wir den Tag verbringen könnten. Mal sehen ....

Den Strand finden wir, das Restaurant auch, aber der Besitzer - er wohnt gleich auf der anderen Strassenseite - meint, dass er während Ramadan das Restaurant komplett geschlossen hat. Verständlich, denn er hat ja keine Laufkundschaft, sondern es ist ein Ausflugsrestaurant. Aber wir könnten problemlos die Nacht auf seinem Parkplatz verbringen.

Also fahren wir an den Strand und verbringen dort einen schönen Tag - inklusive Bad im Mittelmeer. Es ist nicht einmal so kalt, aber bei gut 22°C dauert es nachher an der Sonne etwas lange bis man wieder aufgewärmt ist.

Am Abend verschieben wir dann mit Gustav auf den Parkplatz und öffnen den Cabernet. Na denn: Prost und nochmals happy Birthday.

Bevor wir mit dem Essen beginnen können bringt uns der Sohn vom Restaurantbesitzer noch Harira-Suppe und Datteln. So nett, jetzt haben wir sogar eine deftigen Mahlzeit und müssen nicht selber kochen.

 

Am Dienstag wollen wir an Nador vorbei. Doch auf dem Weg liegt noch ein Marjane Supermarkt, weshalb wir die Chance nutzen und noch ein paar kleine Dinge - unter anderem: alkoholfreies Bier, anderes gibt es ja nicht - einkaufen. Danach geht es quer über die Halbinsel nördlich von Nador und wir fahren zu einem verlassenen Feriendorf, welches dem Aussehen nach schon mehrere Jahre nicht mehr gepflegt wird. Einige Häuser sind perfekt fertig und möglicherweise auch verkauft oder vermietet. Aber die meisten Häuser zerfallen langsam, haben eingeschlagene Fenster oder kaputte Rollläden und die Farbe blättert sowieso ab. Die Quartierstrassen und die Gehsteige wurden meist gar nicht fertig gestellt.

Von Soldaten erfahren wir, dass nur im Juli und August einige der Häuser bewoht sind. Dann sind auch die beiden Restaurants in Betrieb. Aber den Zerfall kann das vermutlich nicht abhalten. Schade.

Direkt am Meer ist ein grosser Parkplatz, welcher gleich neben einem Militärstation ist. Hier fragen wir nach, ob es ok ist, dass wir eine Nacht hier stehen dürfen. Anständig fragen lohnt sich, denn der Soldat erkundigt sich beim Chef und dieser ist einverstanden. Am Abend bringt uns ein anderer Marokkaner - dieser kann Französisch - noch Gebäck, welches anscheinend seine Mutter gemacht hat. So nett!

 

Am Montag fahren wir aber los, denn bis heute Nachmittag sollte sich das Wetter etwas beruhigen. Nach einer kurzen Fahrt durch Guercif - wo heute alle Leute an den Geldkiosken anstehen, vermutlich bekommen alle am Anfang Monat wieder Bargeld - fahren wir weiter Richtung Norden. Es fällt auf, dass das Land immer mehr Grünflächen hat. Vor allem sehr grosse Olivenhaine werden gehegt, gepflegt und natürlich bewässert. Wasser ist ja im ganzen Land ein grosses Thema, denn seit mehr als 4 Jahren gibt es eigentlich zuwenig davon. Deshalb werden überall Stauseen gebaut, was dann unterhalb der Dämme die Flüsse (-> Oueds) auch austrocknen lässt. Das haben wir ja zuhauf gesehen. Und auch die Stauseen sind zum Teil fast leer.

Der Stausse beim Barrage Mohamed V südlich von Nador ist da anscheinend eine Ausnahme. Das Wasser ist zwar tiefer als auch schon, aber er sieht noch gut aus. Ausserdem geht eine öffentliche Strasse bis an die Wasserlinie. Wir stellen uns deshalb wieder einmal auf einen freien Platz und geniessen die Ruhe. Gegen Abend kommt dann leider auch hier noch etwas Wind auf und es wird kühl. Aber die Sicht auf den See ist wunderschön und die Ruhe in der Nacht einmalig.


25. - 31. Mar Tinghir - Errachidia - Midelt - Guercif

 

Auch am Ostersonntag geht noch ein sehr starker Wind und ab und zu fallen Regentropfen. Deshalb beschliessen wir auch heute, nochmals hier zu bleiben. Die Gründe: siehe gestern.

Ausserdem können wir so am Ostersonntag eine feine Tajine mit Hackfleischbällchen im Campingrestaurant geniessen. Mmmmmhhh!

 

Am Ostersamstag wollten wir eigentlich weiterfahren. Aber als wir das (noch) schöne Wetter sehen entscheiden wir uns, dass wir noch einen Tag hier bleiben. Der Grund ist einfach: am Nachmittag wird es wieder anfangen zu regnen, und das soll so bleiben bis spät in die Nacht. Deshalb machen wir noch vor dem Frühstück einen Spaziergang zum kleinen Ort an der Hauptstrasse. Dieser besteht aus einer Moschee, einer Schule, einer Tankstellt, zwei kleine Läden und einem kleinen Shop, welcher Röhren vertreibt. Alle anderen Häuser sind vermutlich in der Umgebung verteilt. Auf Google Maps sieht man, dass es in der weiteren Umgebung fast nur Olivenhaine gibt. Und diese sind denn auch gut unterhalten und stehen kurz vor der Blüte. Mehr kann man aber hier leider nicht machen, aber wir warten doch den aufziehenden Sturm nochmals stehend ab als unterwegs zu sein und nicht zu wissen, wo wir uns hinstellen sollen. So stehen wir zumindest sicher - und haben eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung.

 

Der Karfreitag ist für uns wieder ein Reisetag. Der Plan ist, dass wir nach Norden bis ca. 30 km vor Guercif fahren möchten. Da gibt es einen Campingplatz, welcher zumindest von den Bewertungen her sehr gut aussieht. Mal sehen.

Wir fahren in Midelt deshalb auch relativ früh los: bereits um 09.30 h sind wir unterwegs. Etwa 4 km ausserhalb der Stadt kommen wir an die Abzweigung auf die N15. Gleich davor steht wieder einmal ein Kontrollposten der Gendarmerie Royal. Wie üblich bremse ich ab und suche den Augenkontakt mit dem Polizisten, der mitten auf der Strasse steht. Ich winke ihm zu als ich etwa 3 m vor im bin und er grüsst mich militärisch. Darauf möchte ich weiterfahren und nach links abbiegen. Aber im selben Moment zeigt er mir an, dass ich nach rechts an die Seite fahren soll. Anscheinend hätte ich nicht ganz gestoppt und auf der Tafel stehe klar: "Halte - Gendarmerie Royal" Was soll ich machen? Es ist zwar kein Stopp-Schild - diese sind ja 8-Eckig - sondern rund, aber der Mann in Uniform hat ja immer Recht. Deshalb akzeptieren wir die Busse nach kurzer Diskussion und bezahlen die 150 MAD. Während er die Quittung von Hand ausfüllt sehe ich aber mehrere Einheimische, welche wie ich auch nicht ganz stoppen, sondern nach seinem Zeichen wieder beschleunigen. Aber was soll's: dann sponsoren wir halt den marokkanischen Staat mit knapp CHF 15.-

Kurz darauf fahren wir weiter und kommen auch zügig voran. Die Strasse ist relativ gut und wir können mit 60 km/h und mehr fahren. Die Gegend ist auch wieder etwas weniger bewachsen, es scheint beinahe wieder etwas wüstenähnlich zu sein. Brigitte macht ein paar Bilder, welche die Region sehr gut abbilden.

Gegen 15.00 h kommen wir an besagtem Camping an. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen, und der Camping wurde durch den Wind ziemlich in Mittleidenschaft gezogen: es gibt kaputte Fenster in das Restaurant, das Berberzelt musste abgebrochen werden, der Pool ist ziemlich verschmutzt, .... aber sonst wäre es vermutlich ein toller Platz. Wir verbringen den Nachmittag / Abend aber im Gustav weil es bis am Abend immer wieder regnet. Der Vorteil ist, dass so die schmutzige Kabine mal gereinigt wird. Aber gemütlich wäre anders.

 

Am Donnerstag planen wir - nach dem Einkauf bei Marjane in Errachidia, den wir wieder einmal genossen haben - direkt bis in die Region von Midelt zu fahren. Da geht es doch langsam in den Atlas, zumindest in den mittleren Atlas hoch. Wir haben deshalb auch Pässe bis über 1500 müM. Aber die schönste Strecke ist die Ziz Schlucht, welche mehrere Kilometer lang einen Oued mit Wasser (!) und dadurch auch konstant Palmen und andere Pflanzen aufweist. Ausserdem sind dazwischen immer wieder Gärten und Äcker bestellt. Schön nach dem vielen grau und braun in den letzten Tagen. Allgemein stellen wir fest, dass wir wieder in stärker bewohntem Gebiet unterwegs sind: alle 5 - 8 km kommt wieder ein bewohntes Dorf. Leider sind alle Cafés und Restaurants aufgrund des Ramadan geschlossen, aber wir sind überzeugt, sonst wäre mehr Betrieb auf den Strassen.

Im Laufe des Nachmittags kommen wir in Midelt an und stellen uns auf den Camping Municipal. Bereits bei der Anfahrt, als auch beim anschliessenden Spaziergang bemerken wir, dass Midelt wirklich schön aufgeräumt ist. Kein Abfall, keine defekten Gehsteige, keine überfüllten Container, einfach schön und sauber. Das überrascht uns doch sehr. Aber anscheinend gibt es hier einen Bürgermeister, welcher zu seiner Stadt Sorge trägt. Gut so, das wäre nachahmenswert.

Was es aber auch gibt - und erst noch fast mitten in der Stadt - das ist ein grosses Areal, welches bereits eingeteilt ist und Strassenzüge aufweist - aber noch keine Häuser. Was hier wohl mal kommen mag ...?

 

Am Mittwoch fahren wir von Goulmima direkt nach Errachidia. Das sind nur etwas mehr als 50 km und müsste eigentlich in maximal 1 1/2 Stunden zu schaffen sein. Aber - wir haben nicht damit gerechnet, dass es dazwischen doch einige "Pässe" hat. Und da ging es halt wieder etwas gemächlicher hinauf mit Gustav. Trotzdem erreichen wir den Camping mit dem seltsamen Namen Ighiz Inn kurz nach dem Mittag. So können wir uns wieder einmal einen gemütlichen Nachmittag machen und einfach draussen in der Sonne sitzen und lesen.

 

Am Dienstag möchten wir eine "3-Schluchten Fahrt" machen: erst geht es durch die Todra Schlucht - diesmal mit Gustav - dann die Schlucht bei Imiter und am Schluss noch das Tal des Oued Gheris. Alle drei sind spektakulär und man sieht viele Häuser, welche wie an die Felsen geklebt wirken. Auch überhängende Felsen und enge Gassen in den Dörfern lassen dem Fahrer wenige Möglichkeiten, gemütlich dahin zu bummeln. Das gibt es dann auf den Hochebenen, welche wir zwischen den Schluchten überqueren dürfen. Hier ist die Sicht offen und frei und wir geniessen die Fahrt deshalb mehr als die letzten Tage, wo wir mit Sandstürmen zu kämpfen hatten.

Auf einem Hochplateau machen wir einen Halt und trinken Kaffee. Wir sind überrascht, dass es draussen nur etwas mehr als 10°C hat, aber wir sind halt teilweise bis fast 2000 müM hoch. Klar, dass es zusammen mit dem Wind für uns ziemlich kühl erscheint. Die letzten Wochen waren wir uns auch eher 30°C und mehr gewohnt.

Gegen 17.00 Uhr kommen wir in Goulmima an und finden den Campingplatz auf Anhieb. Aber - oh Schreck - das Eingangsportal ist nur 3.70 m hoch. Geht also nicht mit Gustav: der benötigt mind. 3.80 m. Aber sofort sind ein paar Männer vom Camping da und erklären uns, wo wir einen Stellplatz finden können: auf dem Parkplatz des Parks von Goulmima - direkt vor der Polizei. Da können wir uns also auch sicher fühlen. Wobei wir die ganze Zeit in Marokko nicht ein ungutes Gefühl hatten punkto Sicherheit. Aber wenn die Polizei in der Nähe ist und den Stellplatz abgesegnet hat, dann schadet das auch nichts.

 

Am Montagmorgen sieht das Wetter noch gut aus. Deshalb entscheiden wir uns, den Weg zum Todra Schlucht zu Fuss zu gehen. Es sollen ca. 8 km sein. Das müsste in 2 Stunden zu schaffen sein. Eine der Schwestern lässt uns hinten raus und begleitet uns noch ein paar Meter um uns zu zeigen, wo wir hoch müssen um an die Vordertüre zu gelangen.

Dann geht es los: im Palmengarten und mitten durch die Felder der Dorfeinwohner wandern wir Richtung "Gorge de Todra" - wie es hier heisst. Wir können uns kaum sattsehen: überall fliesst Wasser, überall ist es grün, Palmen und andere Bäume so weit das Auge reicht. Wunderbar. Die letzten paar Wochen waren doch eher grau und braun, aber hier wächst alles, weil es eben Wasser hat. Das fühlt sich ganz anders an und wir geniessen den Spaziergang. Teilweise kommen zwar wenige Tropfen aus den aufziehenden Wolken, aber die stören uns nicht.

Nach gut einer Stunde sind wir am Ende des Palmenhains angekommen und überqueren die Strasse. Auf der anderen Seite des Oued Todgha geht ein Trampelpfad weiter, welcher uns bis zum Schlucht führen sollte. Hier wird es zwar teilweise etwas eng und auch abenteuerlich, aber wir schaffen es und kommen nach gut 2 Stunden im letzten Dorf vor der Schlucht an. Von dort ist es nur noch knapp 2 km bis in die Schlucht. Also los, deshalb sind wir ja hier. Kurz danach sieht es so aus als ob die Strasse an einer Felswand aufhört. Die Schlucht ist vor uns, und diese ist wirklich eindrücklich. An der schmalsten Stelle nur gut 10 m breit, und trotzdem geht eine Strasse und ein Fluss dazwischen durch. Ausserdem sind viele Souvenirhändler da und mehrere Touristenbusse parkieren auch noch in der Schlucht. Es gibt halt Touris, die keinen Schritt zu Fuss machen möchten. wir gehen die ganze eindrückliche Schlucht hindurch und wieder zurück. Alle Souvenirhändler können wir abweisen. Beim Parkplatz nehmen wir kurz darauf ein Taxi und fahren zurück zum Familiencamping. Dort werden wir wieder herzlich begrüsst. und nochmals für den Abend zum "Fastenbrechen" eingeladen.

Am Nachmittag mache ich noch einige Unterhaltsarbeiten am Gustav, und Brigitte "entstaubt" etwas den Wohnraum.

Am Abend sitzen dann alle Camper (4 Paare) und die ganze Familie, also gut 12 Personen im Gästeraum bei der Familie und werden mit Datteln, Suppe und marokkanischer Pizza "gefüttert" - es ist wirklich so: Zurückhaltung wird nicht toleriert, schon hat man ein weiteres Stück Pizza auf den Knien. "Il faut manger!" heisst es immer wieder. Bestimmt, aber natürlich sehr herzlich. Der Abend ist denn auch eine fröhliche Angelegenheit und wir fühlen uns geehrt, dass wir dabei sein durften.


18. - 24. Mar Zagora - Tafraout - Merzouga - Tinghir

Tatsächlich ist das Wetter am Sonntagmorgen ziemlich grauselig: starker Wind (mit Sand) und teilweise regnet es sogar. Unser Gustav sieht aus wie ein begossener Pudel: der gelegentlich Regen hat sich mit dem Sand vermischt und hinterlässt überall eine dicke braune Schicht, natürlich vor allem auf den Solarpanels. Diese muss ich deshalb am Morgen erst mal reinigen. Dasselbe ist nötig bei den Fenstern im Fahrerhaus, denn da sollten wir ja schon etwas sehen.

Gegen 10.00 h fahren wir dann ab und wollen an den Wochenmarkt nach Rissani. Dieser soll aussergewöhnlich sein. Bei Rissani handelt es sich ja um die ursprüngliche Hauptstadt von Marokko. Die Königsfamilie kommt von hier und sie sind auch in einem Mausoleum in dieser Stadt beigesetzt. Aber dieses kann als Nicht-Moslem natürlich nicht besichtigt werden.

Wir parken Gustav nahe beim Markt und sind sofort von freundlichen Guides und Parkwächtern umzingelt. Mohammed ist uns sympatisch und ihm vertrauen wir uns an. Er verspricht, dass er uns nur dahin führt wo wir auch hinwollen und dass uns vor allem keine Kinder und aufdringlichen Händler belästigen werden.

Das klappt dann auch mehr oder weniger und wir gehen gemeinsam durch den Markt und den Souk. Brigitte hat bei den Tieren noch zwei kleine Ziegen entdeckt, welche wir am liebsten mitgenommen hätten. Nach den nötigen Einkäufen verabschieden wir Mohammed wieder und starten in Richtung Tinghir respektive der Todra Schlucht. Schon bei der Ausfahrt aus Rissani wird der Wind sehr stark, und das bleibt die ganze Fahrt so - leider. Teilweise ist die Sicht wieder nur 10 - 20 m, und wir müssen ziemlich langsam fahren.

Je weiter wir aber von der Wüste weg kommen, desto mehr klart es auf. Gleichzeitig müssen wir aber auch erkennen, dass es in dieser Gegend viele Palmenplantagen gibt, welche anscheinend kein Wasser mehr haben: die Bewässerungskanäle sind trocken, und die Palmen deshalb nicht mehr grün, sondern braun. Im Westen waren es die Olivenhaine, und hier sind es die Palmengärten. Was machen denn die Marokkaner wenn es mit der Trockenheit so weitergeht?

Kurz vor Tinghir geht dann sogar die Sonne auf und wir können bei schönstem Wetter, aber nur noch knapp 20°C bei Hassan und seiner Familie vorfahren. Sofort werden wir zum Tee eingeladen und bekommen etwas später auch noch Suppe und marokkanische Pizza. Wir verabreden uns, dass wir am Montagabend gerne bei Ihnen mit der Familie "das Ramadan-Fasten brechen und schlemmen" werden. Da freuen wir uns jetzt schon drauf!

 

Am Samstagmorgen ist das Wetter plötzlich viel besser als erwartet. Wir hätten heute den Ausflug machen sollen. Aber für morgen wird es ja noch schöner. Nach dem Frühstück ziehen wir gute Schuhe an und möchten die höchste Düne gleich gegenüber vom Camping besteigen. Diese ist über 100 m hoch und ca. 2 km entfernt. Der Aufstieg bringt uns immer spannendere Aussichten und der Blick in die Ferne ist toll - aber es wird auch immer schwieriger und steiler. Aber wir schaffen es und stehen nach gut einer Stunde auf der Düne. Genial!

Beim Rückweg geht es dann einfacher, aber leider kommen auch etwas Wolken auf. Am Nachmittag fängt der Wind leider auch wieder an und wir müssen erneut alle Luken schliessen. Meteo-News meint sogar, dass es am Sonntagmorgen um 06.00 h mit 70% Sicherheit regnet. Aber nein, so wollen wir den Ausflug nicht machen, weshalb wir diesen schweren Herzens annullieren müssen. Den Nachmittag verbringen wir leider wieder in der Kabine, welche erneut ziemlich "geschaukelt" wird.

 

Am Freitag wird es effektiv etwas ruhiger und wir können uns um Gustav kümmern. Dieser musste ja ziemlich viel Sand "einatmen", weshalb wir sowohl die Wohn- als auch die Fahrerkabine mal richtig reinigen. Ausserdem dürfen wir die Wäsche beim Camping angeben und sie wird für uns gewaschen und getrocknet.

Am Nachmittag geniessen wir noch ein wenig die Sonne und freuen uns, dass der Wind (fast) weg ist. Deshalb möchten wir am Sonntagmorgen den Sonnenaufgang auf dem Kamelrücken erleben. So einen Ausflug organisiert uns einer der Brüder vom Camping. Wir würden um 05.30 h abgeholt und gegen 08.00 h wären wir zurück. Super - das machen wir.

 

Heute Donnerstag wollen wir die Strecke bis Merzouga unter die Räder nehmen. Es ist anscheinend nur noch eine einfache Piste und dann ein grosses Stück moderne Teerstrasse - mal sehen, oder in Marokkanisch: Inch'Allah. Die ersten 30 km sind wirklich Piste, aber die hat es auch noch in sich: grobe Steine, tiefe Wellen oder kleine Wellblechstrecken lösen sich ab. Es geht also nur langsam voran. Deshalb nutzen wir ein grosses freies Stück Strasse, damit Brigitte sich mal am Steuer von Gustav versuchen kann. Im zweiten Gang fährt sie ganz langsam ein paar Kilometer. Es geht doch nicht mal so schlecht, aber der Respekt ist schon gross. Klar, sonst fährt sie ihren Mini Cooper ...

Es geht wieder durch trockene Oueds, an mehreren Auberges vorbei und über weite Steinwüsten. Nach ca. 30 km kommen wir dann auf die Teerstrasse, welche nach weiteren ca. 10 km einer nagelneuen Strasse weicht, welche in ziemlich direkter Linie nach Taouz führt. Von da an ist die Strasse dann wieder älter, und leider kommt starker Sandsturm auf. Wir sehen teilweise nur noch 20 - 30 m und müssen das Tempo deutlich drosseln. Schade, denn die Strecke wäre eigentlich schön; man sieht langsam die südlichsten Ausläufer des bekannten Erg Chebbi ... aber wir sehen gar nichts. Im Gegenteil: bei der Ankunft in Merzouge ist der Sturm so stark, dass wir Gustav auf dem Platz parken und kein Fenster öffnen können. Ausserdem ist es über 30°C heiss, was nach und nach auch in der Wohnkabine zu spüren ist. Trotzdem müssen wir am Nachmittag drin bleiben. Keine Chance auf einen Spaziergang an die Dünen - welche wir nicht sehen können, obwohl sie eigentlich vor der Türe sind. Zeitweise lassen wir deshalb die Klimaanlage laufen, was es etwas erträglicher macht. Gegen Abend wird das Wetter dann etwas ruhiger und wir können noch kurz zu den Dünen und ins Dorfzentrum laufen. Hoffentlich wird es in den nächsten Tagen etwas besser.

 

Nach einer sehr ruhigen Nacht - wir haben entsprechend gut geschlafen - verlassen wir Hamid und seine Familie am Mittwochmorgen und fahren zuerst nach Sidi Ali/Tafraout. Dieses Dorf ist wirklich klein, aber die Häuser sind weit verstreut. Am nördlichen Dorfausgang nehmen wir die Piste nach Osten Richtung Ramlia - Zagora. Die Piste ist anfangs noch oft gesäumt von Häusern und entsprechend werden wir auch immer wieder von kleinen Kindern mit Winken begrüsst. “Caramel, Bonbon, stylo, … “ rufen sie uns winkend zu, wir könnten hunderte Geschenke verteilen.” Aber soviel haben wir gar nicht dabei. Irgendwann kommen wir an etwas das aussieht wie ein trockener Salzsee, welcher von vielen Fahrzeugen auch direkt befahren wurde. Die Spuren sind in die Breite gezogen. Auf der Karte sehen wir dann, dass es sich um einen grossen Oued handelt: den Oued el Ma’der. Da das ausgetrocknete Flussbette sind trauen wir uns am Anfang noch nicht so richtig. Weil aber die Piste am Rand des Oueds oft wie Wellblech ist, fahren wir je länger je mehr auch im Flussbett. Und Gustav lässt uns auch hier nicht im Stich. Nach etwa 20 km zweigt die Pistenkuh Route nach Norden ab, wir aber fahren geradeaus Richtung Ramlia. Auch hier haben wir viele Pisten und sollten uns nicht verfahren. Die Pisten werden immer sandiger, und teilweise haben wir sogar längere Sandpassagen. Als wir etwa 5 km vor Ramlia sind stehen wir ganz alleine in einem weiteren Flussbett, und zwar im Sand. Jetzt heisst es aber: sofort nochmals Luft ablassen auf 3 / 2.5 Bar. Danach suchen wir uns die Piste wieder und finden sie nach dem Durchqueren des Oueds auch prompt. Nach ein paar weiteren Kilometern kommen wir in Ramlia an. Dieses besteht anscheinend aus 30 Häusern und einer Auberge, bei welcher alle Motorradfahrer Mittagspause machen. Wir fragen den Wirt, ob wir bei ihm auch übernachten dürfen: klar, kein Problem; stellt euch einfach neben dem Haus zwischen die Bäume. Perfekt - aber: das merken bald auch die Kinder und deshalb haben wir teilweise bis zu 8 Kinder an unserer Einstiegstreppe. Was sie wollen? Klar: Bonbons, Stylo, Caramel, 1 Dirham, ….
Am Abend essen wir wieder einmal eine Berberomelette beim Wirt - und sind natürlich die einzigen Gäste. Sie schmeckt denn auch ausgezeichnet und wir geniessen die Atmospähre. Danach dürfen wir noch seine nagelneuen Duschen benutzen. Was will das mit Sand panierte Camperherz mehr?

 

Am Dienstagmorgen ist natürlich noch niemand von den Chefs da, aber sie haben gesagt, dass sie gegen 10.00 h kommen. Also können wir in Ruhe frühstücken, noch etwas einkaufen, Geld aus dem Automaten holen und alles einpacken. Kurz vor 12.00 h schaffen wir es dann, dass wir endlich losfahren können.
Leider können wir an keiner der 3 Tankstellen in Zagora mit Karte bezahlen, weshalb wir nochmals eine grössere Menge Dirham aus dem Autmaten holen müssen. Doch dann geht es nach einer Woche endlich wieder los.
Wir fahren die N12 nach Osten. Nach ca. 50km geht die Piste SZT von Pistenkuh nach rechts weg und wir fahren in gemässigtem Tempo über Geröll und Sandstrecken. Es geht durch Oumjrane - einem einsamen Dorf in der Wüste - in Richtung Sidi Ali / Tafraoute. Ein paar Kilomenter vor dem Dorf kommen wir an der Auberge Dinosaur Kem Kem von Hamid vorbei. Er steht schon vor der Tür, was wir als Einladung anschauen. Wir parken Gustav deshalb im Innenhof und werden als erstes mit einem Tee begrüsst. So gefällt uns das, wir bleiben über Nacht.

 

Eigentlich hätte Gustav gestern Sonntag fertig sein sollen, aber damit war ja nicht zu rechnen. Wir haben deshalb schon gestern das Hotel bis heute Montag verlängert. Am Morgen sind wir sogar die einzigen Gäste und das Frühstücksbuffet ist gar nicht vorbereitet. Sie müssen also nur für uns etwas zaubern, was aber gut gelingt.
Danach machen wir uns fertig und checken gemütlich aus dem Hotel aus. Wir dürfen den ganzen Tag noch bleiben wenn wir möchten. Das nutzen wir natürlich, denn wir warten eigentlich jeden Moment auf den Anruf von Abdoul, dass wir Gustav holen können. Aber nichts geht. Gegen 16.00 Uhr gehen wir halt selber zu Fuss zur Garage wo der Lack aufgetragen wurde. Und wie es so ist kommen wir genau richtig: wir können einsteigen und mit Gustav in die Hauptgarage fahren. Da müssen sie “nur noch den Gepäckträger montieren”. Das dauert aber … und dauert … und dauert. Mit meiner Hilfe schaffen sie es dann bis gegen 22.00 Uhr, danach wird er noch gewaschen. Nach Mitternacht ist dann anscheinend alles fertig und wir können uns ins Bett legen.


11. - 17. Mar Mhamid - Zagora -

Ab Dienstag steht unser Gustav bei der Garage Sahara in Zagora bei Abdoul Ben Karoume und seinen Brüdern. Es werden einige Rostflecken am Fahrerhaus behoben und er bekommt anschliessend neue Farbe auf das Fahrerhaus. Die letzte Lackierung ist ja 14 Jahre her, also war es sicher nicht zu früh dafür.

Am Mittwochabend werden wir überraschend von Abdoul nach Hause eingeladen und dürfen "Ramadan-Schlemmen" mit der ganzen Familie: seine Eltern, alle 4 Brüder mit Frauen und Kindern, total mehr als 15 Personen. Leider bekommen wir die Frauen gar nicht zu Gesicht. Aber die Eltern sitzen auch im Gästezimmer und essen mit uns. Das sind einmalige Erfahrungen, welche wir hier machen dürfen.

In dieser Woche verbringen wir "Ferien von unserer Reise" und liegen tagsüber am Pool im Hotel Le Tinsouline. Der Pool ist zwar eiskalt, aber wenn man anschliessend an die Sonne liegt, dann ist es trotzdem toll. Mittags gibt es ein 3-Gang Menü im Restaurant, und am Freitag wollen wir uns den Hammam, anschliessend das Abendessen und die Übernachtung im Hotel gönnen. Bis Sonntag sollte Gustav fertig sein, damit wir nächste Woche weiterfahren können.

 

Am Montagmorgen werden die Autos noch etwas "entsandet" und bei Gustav blasen wir den Luftfilter aus. Darin befindet sich sicher 1 kg Sand. Trotzdem ist der Benz bis jetzt problemlos gelaufen.

Danach kommt dann leider wieder ziemlich starker Wind auf weshalb wir beschliessen, die Strasse N9 nach Zagora zu nehmen. Die Schmidts wollen noch eine Piste fahren, welche nochmals gut 40 km über Land geht. Das hätten wir auch gemacht, aber bei dem Wind ...

In Mhamid selber sehen wir bei der Abfahrt den Wochenmarkt. Aber die Verkäufer sind alle hinter Autos und starken Planen geschützt und gut eingepackt, so stark ist der Wind und der damit verfrachtete Sand. Es macht keinen Spass. Deshalb fahren wir weiter.

Nach und nach wird das Wetter besser und bei der Einfahrt in Zagora scheint die Sonne und es ist wieder richtig heiss mit fast 30°C.

Im Camping Oasis Palmier erhalten wir einen tollen Platz und können am Nachmittag noch ein paar Stunden ausruhen. Noch am selben Abend kommt Abdul von der Garage Sahara, Zagora vorbei und meint, wir sollen am nächsten Tag mit Gustav zu ihm kommen. Dann schaut er das mit seinem Bruder an und wir können entscheiden, ob wir das Fahrerhaus bei ihnen neu lackieren wollen.


04. - 10. Mar - Icht - Tata - Mhamid

Am Sonntag erwachen wir dann wie üblich und stehen mit der Sonne auf - und stellen fest, dass einige Uhren sich verstellt haben. Es ist erst 07.00 Uhr, denn heute wurde wegen dem bevorstehenden Ramadan die Zeit um eine Stunde zurückgestellt. Der Sinn ist klar: so wird es am Abend früher dunkel und die Moslems können damit früher mit dem Essen und Trinken anfangen. Tagsüber ist ihnen das ja nicht gestattet.

Bei der Weiterfahrt kommen wir in die Region des Erg Chegaga wo auch die Dünen immer höher werden. Wir wagen uns über ein paar kleinere Ausläufer und können sogar längere Sandpassagen problemlos passieren. Heike & Harry fahren auch mal kurz zu den grösseren Dünen, aber sie haben ja einen Iveco mit nur gut 4 Tonnen - kein Vergleich zu unserem 11-Tonner Gustav.

Wir fahren also teilweise individuell, aber sie holen uns immer wieder ein. Es macht irgendwie Spass, einen fahrbaren Weg durch die Dünen und Steppe zu finden. Denn nicht immer können wir Spuren folgen. Der Wind weht auch immer mehr, weshalb das "Spuren finden" auch immer schwieriger wird. Aber alles geht gut, wir buddeln uns nie ein, Gustav macht das super - sein Pilot natürlich auch ;-)

Am Nachmittag kommen wir in Mhamid an und fahren erstmals in ein Restaurant, wo wir etwas zu trinken bestellen - wir sind alle fast ausgetrocknet - und eine Kleinigkeit essen. Danach entscheiden wir uns für den Camping El Khaima - da war Harry schon einmal vor vielen Jahren. Der Platz ist zwar "under construction", aber die Stellplätze und die Sanitäranlagen sind offen und sehen gut aus. Als Höhepunkt bekommt jeder Camper kurz nach dem Einparken einen eigenen grossen Teppich ausgelegt. Schön!

Nun freuen wir uns alle auf die heisse Dusche, damit wir die Sandpanade endlich los werden.

 

Am Samstagmorgen heisst es dann zuerst: Luft ablassen. Wir wollen nämlich die Piste von Foum Zguid über den Lac Iriqi, vorbei am Erg Chegaga nach Mhamid fahren. Diese Strecke ist gut 150 km lang und davon sind über 90% Offroad. Das heisst: Sand mit und ohne Dünen, Geröll, Fels, etc. Wir veranschlagen mal mindestens 2 Tage. Denn es geht im Schotter los und wir können teilweise höchstens 10 km/h fahren, oft auch noch weniger. Nach ca. 20 km lassen wir dann beide noch weitere Luft aus den Reifen. Wir sind jetzt bei ca. 2.5 Bar, was doch deutlich erkennbar ist. Normalerweise haben wir 6.5 Bar in den Reifen. Dafür legt sich der Reifen jetzt auch richtig um die Steine und holpert nicht darüber. Ausserdem schaffen wir es auch im tiefen Sand problemlos, weiter zu fahren. Auch die kleinen Dünen nehmen wir mit immer mehr Selbstvertrauen. Also alles gut?

Bis am Mittag schon. Wir können noch einen Halt im Schatten einer grossen Akazie machen, aber danach geht es los: das Wetter wird immer schlimmer. Es zieht immer mehr Wind auf, dieser trägt viel Sand mit, und trotzdem ist es gegen 30°C heiss. Es ist also zu heiss um die Fenster im Fahrerhaus zu schliessen. Deshalb wird alles dort mit Sand paniert. Auch den Scheibenwischer muss ich öfters betätigen, aber nicht wegen Regen, sondern wegen Sand auf der Scheibe. Am späten Nachmittag haben wir dann eigentlich alle genug davon, aber wir sind erst in der Hälfte der Strecke. Da taucht ein Schild auf mit der Info: noch 400m zur "Ferme d'accueil de l'Oasis d'Ergsmar" mit Campingmöglichkeit. Nichts wie hin. Wir kommen im Sandsturm auf eine Farm, welche mehrere Zimmer und Möglichkeiten zum Sitzen offeriert. Der Verwalter  Houcin heisst uns herzlich willkommen und lädt uns sofort zu einem Tee ein. Ausserdem bietet er uns an für uns zu kochen. Super, das nehmen wir gerne an. Die Suppe ist narhaft und schmeckt köstlich, das Tajine ist auch sehr gut und als Überraschung kreïrt er aus Orangen, Äpfeln, Yoghurt, Dattelstücken und Nüssen eine Nachspeise, welche ein krönender Abschluss des Essens ist. Ausserdem ist ein Freund aus Spanien angekommen und hat zwei Flaschen Wein mitgebracht. Davon gibt er eine für uns ab, welche wir natürlich gerne übernehmen.

Nach dem Essen kommt Houcin - oder eigentlich "El Houcin" - mit mehreren Trommeln zu uns an den Tisch und wir dürfen mit ihm den Rhytmus spüren. Alles in allem ein gelungener und fröhlicher Abend mit einem tollen Gastgeber.

 

Am Freitag fahren wir weiter Richtung Foum Zguid. Auf dem Weg dorthin fahren wir am Marokkanischen Grand Canyon vorbei. Der Oued Tissint hat tiefe Furchen in den sandigen Boden gegraben und damit einen faszinierenden Wüstencanyon geschaffen. Wir müssen deshalb auch an einer guten Stelle einen Fotohalt einlegen. Und wie der Zufall so will fahren wieder Heike & Harry in ihrem Iveco "Greeny" vorbei, sehen uns und halten natürlich auch an. Wir beschliessen, dass wir die nächsten Tage gemeinsam fahren weil wir ja in dieselbe Richtung wollen. Deshalb fahren wir von Tissint der Strasse entlang weiter und sie nehmen bereits eine Wüstenpiste. Wir verabreden uns im Camping Khayma Park in Foum Zguid. Dort empfängt uns dann der Verwalter Mohammed mit einem herzichen Lachen und weist uns problemlos einen Platz zu wo unsere Freund auch noch drauf passen. Der Camping ist denn auch super, einzig der Pool ist noch etwas trocken ;-) Aber das ist ja verständlich bei der aktuellen Wasserknappheit. Im Laufe des Nachmittags kommen dann auch Schmidts und parken gleich neben uns.

 

Am Donnerstag geht es von Icht nach Tata - viel mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Steppenähnliche Landschaften, teilweise ziemlich ausgetrocknet, dann kommt mal wieder ein grösserer Palmenhain welchen wir als Oase erkennen. Meist ist dann dort auch ein Ort, natürlich mit Moschee und allem was dazu gehört.

Am Nachmittag kommen wir in Tata an und begeben uns direkt auf den Camping Palmier. Der ist zu 3/4 voll mit französischen Campern, und der Rest füllt sich international. Wir stehen mit Pam & Andy gleich nebeneinander.

Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang ins Zentrum und finden dort sogar einige Marktstände. Wie üblich müssen wir etwas kaufen. Nach einem Café au lait in einer kleinen Bar - natürlich mit WLAN - spazieren wir wieder nach Hause und treffen auf Harry & Heike mit ihrem Greeny. Die haben wir doch bereits in der Herberge Ksar Tafnidilt nach der Plage blanche getroffen. Wie heisst es doch so schön: in Marokko trifft man sich immer drei Mal! Das wäre jetzt das zweite Mal.

 

Am Dienstag wird noch einmal die Waschmaschine benutzt, damit wir noch die dunklen Kleider waschen können. Auch heute windet es ziemlich, was nicht so angenehm ist für das "draussen Sitzen", aber doppelt gut für das Trocknen der Wäsche.

Am späteren Nachmittag kommen noch zwei Schweizer: Andy und Pam von www.pandilea.com und wir erfahren einiges über Reisen in Mittel und Südamerika. Die beiden waren 6 Jahre dort unterwegs.

Am Mittwoch soll das Wetter wieder etwas ruhiger werden, weshalb wir uns entscheiden, noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Wir haben ja noch viiiiiieeeeel Zeit ...

 

Der Montag ist dann Waschtag: Brigitte benötigt dringend helle Wäsche. Also lassen wir die Maschine laufen und hängen die Wäsche draussen auf - und "schwupps", nach einer Stunde ist alles trocken. Der Wind hilft dabei natürlich mit.

Am Nachmittag nehmen wir Teil an einer Führung von Abdullah durch die teilweise unterirdische Altstadt von Icht. Er zeigt uns dabei, wo bis vor gut 100 Jahren noch gelebt wurde. Der Grund war einfach: unter der Erde war es kühler als oben. Ausserdem erklärt er uns, dass sie hier Glück haben, da Icht eigentlich auf einer Oase entstanden ist. Deshalb ist und war immer genug gutes Wasser vorhanden. Dies sieht man auch an mehreren offenen Brunnen und Bewässerungskanälen. Ausserdem besichtigen wir noch das Haus von Abdullahs Grossvater. Dieser hatte 2 Frauen - eine auf jeder Entage. Die Küche war zu oberst mit der Terasse, und wurde von beiden Frauen bedient. Am Ende hat er uns noch zu sich nach Hause eingeladen und uns Tee, Brot und Amlou (Mandelpaste mit Arganöl).


26. Feb - 03. Mar - Plage Blanche - Guelmim - Assa - Icht

Am Sonntag geht es ziemlich alles geradeaus bis nach Icht. Die gute Teerstrasse N12 führt dabei mehr oder weniger in der Mitte eines Tales durch. Links und rechts sind Berge des Antiatlas. Deshalb ist dieses Tal auch ziemlich grün, denn das Wasser kommt von den beiden Seiten herunter ins "Tal".

In Icht finden wir auf Anhieb die Ferme d'hôte Amerdoul, wo wir wiederum herzlich willkommen geheissen werden. Hier wollen wir ein paar Tagen bleiben, denn sie lassen am Nachmittag den Pool einlaufen und die Duschen und Toiletten sind auch voll ok. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, in einem Restaurant zu essen. Vielleicht machen wir das übermorgen.

 

Am Samstagmorgen gehen wir als erstes zum Tiermarkt, welcher gleich gegenüber stattfindet. Hier werden teilweise wie an einer Auktion Kamele, Kühe, Schafe und Ziegen verkauft. Es sieht ein wenig aus wie an einer Olma, aber natürlich mit ernstem Hintergrund. Die Bauern leben vom Verkauf der Tiere, und zumindest die Kamel, respektive Dromedare bringen ausser ein wenig Milch erst beim Verkauf Geld ein. Deshalb müssen die Familien alle paar Monate auch ein Tier verkaufen. Der Souk gleich nebenan ist einmal mehr eine riesen Show. In grossen Mengen wird hier wieder alles angeboten, was der Bauer im Moment im Garten und auf dem Feld ernten kann. Wir kaufen wiederum einiges ein und sind dann bereit für die nächsten paar Tage.
Deshalb fahren wir weiter nach Assa, wo wir ein weiteres grosses Tor am Dorfanfang durchfahren. Hier findet wieder einmal eine Kontrolle durch die Gendarmerie Royale statt und wir werden tatsächlich zum ersten Mal seit 6 Wochen angehalten und kontrolliert! Wie halt ich so bin habe ich mit denen geplaudert und beiläufig erwähnt, dass es bei ihnen super gut riecht: die Tajine war am Köcheln! Die hatten so Freude an uns, dass wir gerade dazu eingeladen wurden im Kontollhäuschen! Also: wir zwei und 3 Polizisten haben gemeinsam ihre selbst gemachte Tajine gegessen! Hat super geschmeckt! Leider durften wir kein Foto mit ihnen machen.

Gegen 16.00 Uhr sind wir dann im Desert Camping angekommen, wo uns Brahim sehr freundlich empfangen und kurz danach zu sich ins Zelt zum Tee eingeladen hat. Wir sind heute Abend seine einzigen Gäste.

 

Am Freitagmorgen verabschieden wir uns dann von den Frischs und den Solenthalers. Die fahren jetzt weiter gegen Süden und wollen in 10 Tagen die ca. 1200 km bis zur Mauretanischen Grenze schaffen. Auf der Strasse sicher kein Problem, aber sie möchten ja noch die eine oder andere Piste befahren ....

Wir hingegen möchten wieder gegen Norden: unser Ziel ist die "Wüstenstadt" Guelmim, wo am Samstag ein grosser Kamelmarkt und Souk stattfindet. Die N1 ist praktisch durchgehend 4-spurig ausgebaut, weshalb wir in 2 Stunden locker am Ziel ankommen. Wir sind das erste Wohnmobil auf dem grossen Platz vor dem Souk. Aber ein Wärter empfängt uns und weist uns ein - Geld will er keines und übernachten dürfen wir auch. Super.

Danach besuchen wir noch den Platz, wo der Kamelmarkt stattfindet. Bereits heute sind zahlreiche Tiere mit ihren Besitzern da. Viele wurden auch verkauft, was man an den zusammen gebundenen Beinen erkennt. Der Souk daneben ist noch im Rohbau, aber viele sind da und bereiten sich auf den nächsten Tag vor.

Wir machen noch einen Spaziergang ins Zentrum und geniessen einen Kaffee in einem Strassenrestaurant. Dank gratis WLAN können wir wieder einmal unsere Handys updaten. Glück gehabt ...

 

Am Donnerstagmorgen wollen wir gegen 09.30 Uhr weiterfahren, denn da sollte die Flut am tiefsten sein. Der Landy möchte zuerst losfahren, gräbt sich aber total ein. Ok, auch ihm kann das passieren. Deshalb nochmals alle Spaten raus und schaufeln. Danach klappt es. Gustav und Grisu schaffen es problemlos, weshalb wir gegen 10.00 Uhr wieder unterwegs sind.

Kurze Zeit später müssen wir dann bei einem Oued ein paar 100m vom Strand weg und eine steile Auffahrt hoch. Gustav schafft diese erst im zweiten Anlauf. Aber alles gut. Danach beginnt eine Rüttelpiste, welche bis am späten Nachmittag anhält. Schotter, Sand, Fels, und wieder Schotter wechseln sich ab. Wir kommen teilweise nur im Schritttempo vorwärts.

Deshalb sind wir froh, als wir gegen 15.00 Uhr im Ressort Ksar Tafnidilt, einer burgähnlichen Gaststätte mitten in der Wüste eintreffen. Hier lassen wir es uns erst mit einem Bier gutgehen, Duschen alle mit dem ziemlich salzhaltigen Wasser und geniessen am Abend ein marokkanisches Diner im Restaurant. Natürlich gibt es auch einen guten Schluck Rotwein ;-)

 

Am Mittwochmorgen spazieren wir noch an den Strand, welcher am Ende der Bucht ist in der wir übernachtet haben. Es hat auch hier hohe Wellen - und leider Abfall. Aber die Gegend an sich - es handelt sich eigentlich um ein Delta eines Flusses - ist schön und wir sehen viele Vögel. Auf einer Tafel steht sogar, dass es sich um ein Vogelschutzgebiet handelt und welche Vögel man hier beobachten könnte.
Danach nehmen wir wieder Kurs auf die Pistenkuh Route. Der Abstieg an den Strand ist die erste Hürde, welche wir neben einem Militärposten zu nehmen haben. Aber alle kommen die enge und steile Abfahrt runter. Danach fahren wir auf den Strand und können die nächsten ca. 50 km teilweise im 5. Gang mit 50 km/h und mehr fahren. Perfekt.
Nach etwa ⅔ der Route bemerken wir, dass das Meer langsam näher an die Dünen kommt und der Boden auch etwas weicher wird. Deshalb beschliessen wir, einen Platz in den nahen Dünen zu suchen, wo wir den Nachmittag und die Nacht verbringen können.
Prompt gräbt sich Gustav beim Parkieren ein und wir müssen die Spaten herausholen. Gemeinsam wird gebuddelt, und wir platzieren unsere Sandbleche hinter den Hinterrädern. Mit Vollgas schaffen wir es wieder raus und können uns richtig platzieren. Leider ist der Wind mittlerweile wieder relativ stark, weshalb es nicht sehr angenehm ist zum draussen Sitzen.

 

Heute am Dienstag wollen wir von unserem einsamen Platz auf Nebenstrassen bis zum Startpunkt der Route für die Plage Blanche fahren. Die Strasse ist zuerst angenehm breit, aber teilweise müssen wir auch jetzt schon durch schmale und rauhe Pisten. Die Aussicht ist aber genial und wir können erste Erfahrungen im grobberen Gelände machen. Da aber René mit Grisu meistens voraus fährt ist es für uns als zweite problemlos zu machen. So erreichen wir auch das Camp Bour Jerif. Hier genehmigen wir uns ein tolles “Omelett Berber” und trinken etwas. Danach wollen wir auf die Piste STB von Pistenkuh aufbrechen und sehen, wie weit wir in 1 - 2 Stunden noch kommen. Gegen 17.00 Uhr suchen wir uns dann einen Übernachtungsplatz bei einem Flussdelta mit vielen Vögeln. Zwar nicht so romantisch, weil auch noch der Wind sehr stark ist, aber im Laufe der Nacht sollte es ruhiger werden.
Den Abend verbringen wir alle 6 im Grisu und Iris bereitet die von Driss geschenkten Fische zu. Wir haben noch viel Salat von unserer Einladung und Brigitte macht noch einen Rüeblisalat. Es wird eine lustige Runde heute Abend.

 

Da wir zum Abendessen eingeladen sind müssen wir wohl oder übel an Ort und Stelle bleiben. Das machen wir dann halt. Gegen Mittag kommt ein Gemeindeangetellter vorbei und will uns wegschicken. Er meint, wir müssen auf einen Campingplatz gehen, weil das hier nicht sicher ist. Wir haben jedoch keine Angst und sagen, dass wir am Abend beim Nachbarn eingeladen sind. Ich zeige ihm die WhatsApp Kommunikation in Arabisch. Er meint darauf ganz beruhigt: ok, in diesem Fall sage ich dem Verantwortlichen Bescheid, und fährt weg. Später muss dann Driss noch unsere Pässe und Fahrzeugschilder der Gemeinde mitteilen. Aber das macht ja keine Mühe.
René und ich gehen am Nachmittag noch auf eine grössere Runde mit den Hunden und sonst gibt es hier nicht viel zu tun - halt lesen und ausruhen ;-)
Gegen 19.00 Uhr laufen wir dann zu dritt - Iris möchte nicht mitkommen - zu Driss’ Haus hoch und werden dort mit allen Ehren empfangen. Zuerst gibt es verschiedene Nüsse, Mandeln, Crackers, Milch oder Saft, dann folgt die grosse Teezeremonie - die wird übrigens immer vom Mann des Hauses durchgeführt. Danach folgt ein toller marokkanischer Salat mit einem riesigen Fladenbrot. Anschliessend folgt die Tajine -> es gibt Schafffleisch und es ist wirklich gut.
Zum Schluss kommt noch eine Früchteplatte. Während dem Essen werden wir alle eingekleidet, Brigitte wird mit Hochzeitsschmuck dekoriert und die Kleider dürfen wir am Schluss sogar behalten.
Kurz nach 22.00 Uhr bringt er uns natürlich mit dem Auto zu den Exmos, und wir erhalten noch Salat und Fleisch für “Madame”, welche ja nicht dabei sein konnte.
Ein wirklich gelungener und herzlicher Abend geht zu Ende.


19. - 25. Feb - Sidi Kaouki - Agadir - Tifnit - Sidi Ifni

Wir geniessen also den Camping Le Palmeraie von Dienstag bis Sonntag. Meist verbringen wir die Zeit beim Lesen, genehmigen uns ab und zu einen Sprung in den kühlen Pool, trinken etwas, machen mal einen Spaziergang im Nirgendwo, etc.

Einzig am Freitag ist der Tag etwas mühsam: es kommt starker Wind auf und wir wähnen uns fast im Urnerland bei starkem Föhn. Deshalb ist es wirklich nicht gemütlich zum draussen Sitzen. Genau an diesem Tag haben wir uns für ein CousCous Essen im Restaurant angemeldet. Dieses muss dann auch drinnen stattfinden. Es schmeckt aber sehr lecker.

Am Samstag kommen dann die frisch gebackenen Grosseltern wieder und am Sonntag fahren Grisu und Gustav gemeinsam nach Süden. Wir möchten uns irgendwo in der Gegend von Mirleft oder Sidi Ifni einen freien Stellplatz suchen. Vielleicht klappt es ja sogar irgendwo am Strand. Leider geht das überall nicht, weshalb wir ins Landesinnere ausweichen. Dort finden wir einen tollen Platz in der nähe einer Grundschule und einer Moschee, welche aber anscheinend nicht (mehr) in Betrieb ist.

Beim Abendspaziergang mit den Hunden machen René und ich Bekanntschaft mit einer Familie in der Nähe unseres Stellplatzes. Sie schenken uns Eier und frische Fische und wollen uns sofort zum Essen einladen. Darauf sagen wir, die Kinder sollen mit uns zu den LKW's kommen, damit wir ihnen auch ein paar Geschenke geben können. Kurz darauf bringt uns Driss - so heisst der Hausherr - noch warme Suppe und ein Fladenbrot und lädt uns alle für den nächsten Tag zu sich nach Hause zum Essen ein. Wir können noch wählen: Tajine oder Couscous. Wir entscheiden uns für Tajine und freuen uns darauf. Driss muss am Montag zur Arbeit - er arbeitet im Hafen von Sidi Ifni, weshalb er auch an frischen Fisch kommt.

 

Am Dienstag geht es weiter dem Atlantik entlang. Hier gibt es mehrere tolle Surfspots, wo denn auch jeweils einige Vans und ältere Womos stehen und sich die Surfer in die Fluten werfen. Die Wellen sind teilweise 3 m hoch und zum Baden wäre es definitiv zu gefährlich. Aber für Surfer muss das perfekt sein.

Je näher wir der Grossstadt Agadir kommen, desto mehr "moderne" Hotelbauten hat es am Strand. Diese sind oft sogar bewohnt, aber Saison ist natürlich noch nicht. In der Stadt selber war kein vernünftiger Stellplatz oder Camping zu finden, weshalb wir Agadir auf der Ringstrasse umfahren. Diese ist jedoch so chaotisch - wahrscheinlich wäre es direkt durch die Stadt auch nicht schlimmer gewesen.

Etwa 30 km südlich von Agadir haben wir einen einfachen Camping entdeckt, welchen wir anfahren wollen. Kurz davor sehen wir rechts einen weiteren Camping: La Palmeraie Tifnit - das sieht richtig toll aus. Also nichts wie rein. Wir sind positiv überrascht: es ist in der Tat ein toller Campingplatz mit Pool, Restaurant, 24 h Rezeption und sauberen Infrastrukturanlagen. Ausserdem finden wir einen "Ostschweizer-Ecke" mit einem St. Galler Landy (Willy und Amy) und einem Iveco 150-34 (ähnlich Krümel 4x4), welcher Iris und René Frisch gehören. Die beiden möchten die nächsten zwei Jahre Afrika umrunden. René Frisch ist bekannt als langjähriger BMW-Motorradhändler in St. Gallen. René und Iris sind grad Grosseltern geworden, weshalb sie am nächsten Tag in die Schweiz fliegen werden. Doch bis Ende Woche sind wie wieder da.

 

Am Montag verlassen wir den seltsamen Camping von Sidi Kaouki und fahren Richtung Süden. Erst geht es noch etwas der Küste entlang, anschliessend auf der N1 (!) weiter, welche die wichtigste Strasse dem Atlantik entlang von Casablanca bis an die Mauretanische Grenze ist. Hier sind deshalb auch viele LKW's unterwegs. Unser Ziel ist die Umgebung von Imessouane, wo es mehrere Möglichkeiten zum Übernachten gibt. Wir entscheiden uns für dienen tollen Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes, welcher von einigen weiteren Womo's zur Übernachtung genutzt wird.


12. - 18. Feb - Ouzoud - Marrakech - Sidi Kaouki

Am Samstag möchten wir dann wieder ans Meer, das heisst an den Atlantik. Dafür fahren wir wieder über 150 km - meist geradeaus! - durch eine Landschaft, welche immer trockener wird. Es gibt hier eigentlich viele Olivenplantagen, aber wir sehen ganze Felder, welche ausgetrocknet sind. In der zweiten Hälft folgen dann die Arganbäume, welche anscheinend etwas robuster sind. Und je näher wir dem Meer kommen, desto grüner wird es wieder. Unser Ziel ist das Surfer- und Kiterparadies Sidi Kaouki. Hier soll es einen tollen Strand geben - lassen wir uns überraschen.

Bei der Ankunft entpuppt sich das kleine Dorf doch als "sehr klein": es gibt zwar einen grossen Strand, aber nur ein paar kleine Restaurants, 3 kleine Läden und ca. 3 - 4 kleine Hotels. Dazu kommen 2 Campingplätze und mehrere Hotelbaustellen: zwar angefangen, aber seit mehreren Jahren auch wieder liegen gelassen.

Auf dem kleineren Camping von Sidi Kaouki stellen wir uns hin und machen als erstes einen Spaziergang. Es weht ein starker Wind, klar dass das für die Kiter ideal ist, und die Wellen sind mehr als 2 m hoch -> ideal für die Surfer. Aber gemütlich wäre etwas anderes. Das kleine Dorf ist auch nicht sehr belebt, es gibt etwa 15 Womos, welche auf dem Strandparkplatz "frei" stehen, mehr nicht. Morgen soll es ja etwas ruhiger sein - den Wind meine ich ...

Am Sonntag ist der Wind dann etwas ruhiger, aber mehr als einen längeren Spaziergang am Strand entlang können wir hier nicht machen. Der Pool des Campingplatzes ist nicht in Betrieb, und ausser den paar kleinen Restaurants am Strand ist auch nicht viel los hier. Also trinken wir dort einen The à la mente und machen, was wir am liebsten tun bei schönem Wetter: liegen und lesen ;-)

 

Am Donnerstag liegen wir zuerst noch einmal etwas herum und geniessen den luxuriösen Campingplatz -> Pool! Nachmittags nehmen wir dann ein Sammeltaxi in die Medina von Marrakech und machen uns zu Fuss auf die Erkundung der verschiedenen Souks und geniessen auch das Leben auf dem Platz Jemaa el Fna (Gauklerplatz). Hier treffen sich von den Schaustellern, zu Musikern, Geschichtenerzählern bis zu Kleinverkäufer. Ausserdem sind viele Stände aufgebaut, wo sie Fruchtsäfte frisch pressen. Am Abend werden dann noch zahlreiche Garküchen aufgestellt, wo man direkt um die Koch- oder Grillstelle sitzt und frisch zubereitete Mahlzeiten geniessen kann. Wir wissen lange gar nicht, ob wir an einer Garküche, in einem Terassenrestaurant oder doch "nur" auf der Strasse essen möchten, aber schlussendlich macht uns der Streetfood am meisten an. Wir probieren verschiedene Angebote - einfach lecker.

Beim Flanieren durch die Souks staunen wir über das grosse Angebot, und können uns kaum vorstellen, dass alle diese Stände und Verkäufer davon auch leben können. Es sind nicht dutzende, sondern hunderte von Ständen, und viele haben genau dasselbe Angebot wie 10 Meter weiter ....

Um 21.00 h wartet dann tatsächlich das Taxi am vereinbarten Ort und bringt uns zurück ins Relais de Marrakech. Voll von Eindrücken und Gerüchen kommen wir müde im Gustav an und entschliessen uns, dass wir den nächsten Tag noch einmal etwas ausspannen möchten. Deshalb bleiben wir auch am Freitag noch einmal hier und geniessen den Pool und die tolle Infrastruktur.

 

Am Mittwoch füllen wir zuerst noch einmal unseren Wassertank, räumen alles zusammen und fahren dann los.

Die Fahrt von Ouzoud nach Marrakech geht wie meistens mehr oder weniger geradeaus, über mehr als 160 km und wir benötigen dafür mit einer Teepause gut 4 1/2 Stunden. Tja, mehr als 60 km/h können wir mit Gustav über Land nicht fahren, die Strassen lassen das meist nicht zu. Aber wir haben ja Zeit.

Bei der Ankunft in Marrakech möchten wir zuerst mitten in die Stadt auf einen Stellplatz, aber der ist leider voll. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als zu wenden und im grössten Verkehr wieder 10 km nach Norden zu fahren auf den von verschiedenen Seiten empfohlenen Camping Le Relais de Marrakech. Dieser ist zwar gut belegt, aber wir finden einen tollen Platz. Und als erstes geniessen wir noch am selben Nachmittag ein Bad im kühlen Pool.

 

Am Dienstag ist Markt ca. 1.5 km entfernt. Und den möchten wir natürlich unbedingt besuchen. Deshalb beschliessen wir, noch einen weiteren Tag bei Jane zu bleiben. Wir benötigen Gemüse und Früchte und kaufen auch etwas Fleisch: Truthahn - das trauen wir uns jetzt einfach mal. Es ist erneut spannend, durch den Bauernmarkt zu schlendern. Es gibt wirklich fast alles hier für den Haushalt. Auch Jane geht jede Woche hier einkaufen und kann damit praktisch leben. Wenige Dinge lässt sie sich aus Marrakech kommen, aber den normalen Alltagseinkauf macht sie hier.

 

Am Montag möchten wir die Wasserfälle von Ouzoud besuchen. Wir sollten in einer knappen Stunde zu Fuss da hinlaufen können, also gibt es einen Ausflug von ca. 3 Stunden -> locker. Aber: wir haben nicht an Jack gedacht. Das ist der Border-Collie Mischling von Jane und sobald er gesehen hat, dass wir aus dem Gelände laufen, folgt er uns. Zuerst versuchen wir noch, ihn zurück zu jagen. Aber vergeblich - hinter der nächsten Kurve wartet er wieder auf uns und begleitet uns als wäre er "unser Hund". Bis ins Dorf geht das ja noch gut, aber sobald wir dort sind haben wir Angst, denn es sind doch viele Leute unterwegs und auch andere Hunde auf der Strasse. Deshalb nehme ich kurzerhand meinen Gürtel aus der Hose und befestige diesen an seinem Halsband. Und? kein Problem, wie gelernt. Jack läuft an der "Leine" wie ein gut erzogener Haushund. Wenn er merkt, dass er etwas zu schnell ist und die Leine sich spannt, dann verlangsamt er und ist dadurch praktisch perfekt "bei Fuss". Wow, wo er das wohl gelernt hat?

Auch den Befehl "Sitz" mit Handzeichen befolgt er (fast) immer, und als wir bei den zahmen Affen sind, da bleibe ich mit ihm am Rand stehen und Brigitte geht näher. Auch das macht er und freut sich, sobald sie wieder zurück kommt. Die Wasserfälle sind denn auch nicht schlecht, aber halt seeeeehr touristisch aufgebaut. überall Führer die sich anbieten, Restaurants, Souveniershops und andere Verkäufer. Ausserdem ist die Oberkante des Wasserfalls eine Baustelle - und das ganze Dorf Ouzoud im Moment leider auch. Deshalb halten wir uns nicht zu lange dort auf.

Sobald wir auf dem Rückweg wieder im freien Gelände sind lassen wir Jack wieder von der Leine, und er läuft mit uns wieder nach Hause.

Kurz vor dem "Traumschiff Walhalla" entdecken wir noch einen Esel, welcher anscheinend völlig entkräftet in einer Grube liegt. Er lebt aber noch und wurde vermutlich einfach hier zurückgelassen. Täglich laufen aber mehrere Marokkaner daran vorbei. Wir melden es Jane. Maria als ausgebildete Tierpflegerin versucht mit uns, die Eseldame aufzurichten. Denn sie hat eigentlich nichts gebrochen, ist aber vermutlich seit mehreren Tagen hier und kann deshalb nicht mehr stehen. Maria verspricht, dass sie das jemandem meldet, der sich am nächsten Tag darum kümmern wird. Armes Eseli ...


05. - 11. Feb - Azrou - Ouzoud

Am Samstagmorgen sehen wir dann als erstes nach, wie es vor unserer Türe aussieht? Immer noch gleich, ok, es hat gehalten. Aber ich mache mir doch etwas Sorgen, wie wir von diesem Platz weg kommen. Die breite Auffahrt ist mit grossen Steinen versperrt. Und die schmale Auffahrt ist eigentlich nicht für LKWs gedacht. Ausserdem neigt sich da ein Strommast auch noch schräg in den Weg. Nach mehreren Besichtigungen, Besprechungen und sogar Vermessungen entscheiden wir dann, es zu versuchen.

Hassan und seine Brüder meinen, dass da schon viel grössere LKWs hinuntergefahren sind. Solche mit 7m Länge! Wir sind 8m lang ...

Tatsächlich klappt es dann auch, obwohl es mir beim Fahren schon etwas mulmig ist. Der Boden ist weich und schmierig.

Wir fahren anschliessend weiter bis Ouzoud, wo wir auf den Camping Zebra möchten. Dieser ist aber für die nächsten 4 Tage ausgebucht. Deshalb finden wir bei Jane und Maria im Traumschiff Walhalla einen Platz auf einem Hügel. Naturnahes Campen heisst es - und man spricht sogar Deutsch. Jane wohnt seit bald 20 Jahren hier und die Bewertungen auf den verschiedenen Portalen sind alle positiv. Mal sehen ...

Das Traumschiff Walhalla gefällt uns dann so gut, dass wir gleich 4 Nächte hier bleiben. Danke Jane und Maria für die Gastfreundschaft und die Nähe zur Natur. Den Samstagnachmittag verbringen wir noch mit gemütlich herumliegen und lesen, am Sonntag wird Wäsche gewaschen: eine Maschine bei uns und eine bei Jane auf dem Platz.

 

Am Freitagmorgen regnet es - wie erwartet. Wir entscheiden uns, den Tag hier zu verbringen weil die Strassen bei diesem Wetter möglicherweise nicht so gut zu befahren sind. Im Laufe des Tages kommt so viel Wasser herunter, dass ein Teil der Mauer einbricht, welche die Auffahrt zum Stellplatz stützt und wir uns sogar Gedanken machen, ob wir etwas näher ans Haus parkieren sollten. Aber Hassan bestätigt uns, dass der Parkplatz sicher sei. Wir können bleiben. Aber so ganz wohl ist es uns nicht. Die Nacht wird auch entsprechend unruhig und wir schlafen deshalb beide schlecht - nicht nur wegen dem starken Regen.

 

Am Donnerstag fahren wir weiter Richtung Süden, und kommen in die Grossstadt Beni-Mellal, welche wir querdurch auf der N8, respektive der Ave Mohammed VI durchqueren. Hier fallen uns die grossen Neubauquartiere auf. Teilweise sind erst die Strassen mit Gehsteigen und die Beleuchtung gebaut, alles andere fehlt noch. Einige Quartiere sehen aber auch ganz neu aus. Alles sind Mehrfamilienhäuser mit bis zu 5 oder 6 Etagen. Es fragt sich, wer diese Wohnungen in Zukunft bewohnen soll, denn die (älteren) Berber aus der Region bleiben viel lieber in den kleinen Steinhäusern in den Bergen. Das haben wir mehrmals gehört.

Kurz nach Ende der Stadt Beni-Mellal geht es nach links, den Berg hoch. Wir fahren wieder auf gut 1200 müM an einen Stausee: die Barrage Bin El-Ouidane. Dieser See wurde vor über 70 Jahren gestaut um die landwirtschaftlichen Flächen rund um Beni-Mellal mit Wasser zu versorgen. Er wird nur mit Schmelzwasser aus den umliegenden Bergen gespiesen und allenfalls ein wenig durch Regenfälle. Leider gibt es Regen sehr selten und seit gut 4 Jahren - ev. aufgrund der Klimaerwärmung - auch fast keinen Schnee mehr. Deshalb ist auch dieser See über 50m zu tief. Früher war es ein Ausflugsgebiet mit Bootsverleih und Badeplätzen. Heute sieht es fast nur noch traurig aus ...

Bei Hassan und seinen Brüdern finden wir einen Stellplatz, welcher auf verschiedenen Apps in den höchsten Tönen gelobt wird. Er ist auch wirklich sehr freundlich und spricht sehr gut französisch. Aber der Platz ist doch mittlerweile etwas heruntergekommen. Das Restaurant oder die Bar gibt es eigentlich nicht mehr, und wir stehen vor seinem Wohnhaus im Staub/Sand.

Am Nachmittag machen wir noch einen grösseren Spaziergang an den See. Die Bilder sagen hier mehr aus als Worte ...

 

Am Mittwochmorgen kaufen wir als erstes im Carrefour ein ganz frisches Baguette - mmmmh, das schmeckt zum Frühstück. Die Nacht war erstaunlich ruhig - ausser ein paar wilden Hunden, welche permanent gebellt haben.

Später fahren wir weiter nach Süden, wir wollen ja in den nächsten Tagen in Marakesch ankommen. Unterwegs kommen wir an einem weiteren Stausee vorbei: dem Barrage El Hansali. Wir stoppen spontan bei einem mobilen Kaffeeauto und schauen uns das an, was von einem grossen Stausse noch übrig ist. Es fehlt anscheinend seit 4 Jahren an Niederschlägen, weshalb der Wasserspiegel mehr als 50m zu tief ist. Man sagt uns, dass das weiter im Süden noch schlimmer ist. Wir werden heute Abend ja noch einen weiteren Stausee anfahren.

Kurz darauf fahren wir im Ort Zaouit Cheikh vorbei, wo genau heute wieder Bauernmarkt ist. Also nichts wie hin: Gustav wird am Strassenrand abgestellt und wir begeben uns ins Gewühl. Es ist einmal mehr toll, als einzige Touristen in diesem Gewusel herum zu spazieren. Wir kaufen wie üblich auch einige Früchte und etwas Gemüse und geniessen dieses Mal sogar in einem improvisierten Restaurant einen marokkanischen Snack.

Danach fahren wir weiter und kommen am El_Hansali Stausee vorbei. Es ist leider erschreckend, wie tief das Wasser mittlerweile hier steht. Seit 4 Jahren ist es anscheinend nicht mehr auf den normalen Stand gestiegen. Wasser fehlt in Marokko wirklich an allen Ecken und Enden.

Unser gewähltes Ziel bei einem Bauern können wir leider nicht anfahren, da der Platz zu klein ist. Saadia schickt uns aber ins nächste Dorf, wo wir bei der Gendarmerie fragen sollen. Die hätten beim Haus direkt Platz. Das machen wir auch, aber der angebotene Platz erscheint uns doch etwas ausgestellt, mitten im Dorf direkt vor der Polizei und dem Gemeindehaus. Deshalb suchen wir etwas südlich weiter und finden einen schönen Parkplatz bei einer Freizeitanlage, welche aber jetzt im Februar natürlich nicht benutzt wird. Im Sommer sei hier die Hölle los ...

 

Am Dienstag fahren wir weiter nach Khénifra, wo wir uns auf die sichersten Parkplätze in ganz Marokko stellen möchten: direkt zwischen der Gendarmerie und der Polizei (es soll mich niemand fragen, was der Unterschied ist ...). Aber leider ist das in einer Nebengasse, und die wenigen Parkplätze sind durch marokkanische PKWs besetzt. Vermutlich müssen die alle auf der Polizei eine Schuld begleichen. Also fahren wir weiter und nehmen halt den grossen Parkplatz beim Carrefour Market. Dieser ist sogar offiziell durch die Polizei abgesegnet und hat den weiteren Vorteil, dass wir im Carrefour - am Hintereingang!!! - noch Bier und Wein kaufen können.

Zu Fuss laufen wir bis zum grossen Zentralplatz (Rondpoint des Chevaux) und von da die P7306 Rte Verd Amalou Ighribine nach Osten. Das ist eine Strasse, auf der das lokale Leben pulsiert: viele kleine Geschäfte, Cafés und Geldüberweisungsfirmen, dazwischen ein Bauernmakrt in einer Seitengasse, dann kommt ein Motorradladen und kurz danach wieder eine Metzgerei - wo natürlich grosse Fleischteile direkt an der Strasse hängen ...

In einem Café setzen wir uns hin und beobachten. Wir sehen, dass sie hier sogar gratis WLAN haben. Also profitieren wir davon, dass wir alle unsere Apps upgraden und noch einen Videoanruf zu Tobias und meinem Vater machen. Es ist zwar etwas laut, aber es funktioniert. Und es versteht uns ja niemand hier ;-)

Auf dem Rückweg kaufen wir noch einige Früchte und Gemüse auf dem Markt. Alles scheint einfach 5 Dh (50 Rp) zu kosten, egal was man nimmt. Toll! Zurück auf dem Parkplatz sehen wir den kleinen Nachteil: Carrefour ist ein etwas teurer Supermarkt, und das wissen natürlich auch die Bettler. Deshalb werden wir mehrmals angegangen, ob wir ihnen nicht etwas geben würden. Da es viele sind und auch der Sicherheitsdienst vom Supermarkt sie immer weider fortjagt, fangen wir gar nicht an, etwas zu geben. Sonst endet das nicht mehr.

 

Am Montag entscheiden wir uns spontan, dass wir noch eine Nacht auf diesem tollen Platz bleiben wollen. Es ist ja niemand mehr da, das Wetter ist schön, wir haben alles was wir brauchen ... was will der Camper mehr? Im Laufe des Tages machen wir noch einen Spaziergang und treffen auf ein junges Paar, welches bei einem Brunnen eine Pause macht. Er zeigt ihr grad wie man Auto fährt. Sie schenken uns eine Flasche Wasser aus dem Brunnen und Sonnenblumenkerne - anscheinend sehen wir etwas bedürftig aus ;-)
Die Flasche Wasser geben wir kurze Zeit später an einen Hirten weiter, welcher mit seinen Schafen an unserem Stellplatz vorbeikommt. Er nimmt diese mit einem Lächeln entgegen, denn er hat gar nichts dabei.


29. Jan - 04. Feb - Meknés - Fés

Am frühen Sonntagmorgen sehen wir am Waldrand wilde Berberaffen. Diese bleiben natürlich weit weg, denn sie sind nicht von Menschen gefüttert. Toll, diese eigentlich scheuen Tiere in Freiheit zu sehen. Danach Fahrt vom einsamen Übernachtungsplatz nach Azrou, wo wir einen Stadtbummel machen. Durch die Nähe zu Ifrane haben wir das Gefühl, dass auch hier die Häuser fast Europäisch aussehen. Es geht weiter durch den Parc National d’Ifrane mit vielen Baustellen, armen bettelnden Kindern, mehreren Nomadensiedlungen und vor allem der Engstelle bei der Quelle vom Fluss Oued Oum Er Rbia - schmale Strasse, beidseitig vollgeparkt mit PKWs und Bussen - in Richtung Khénifra haben wir einen tollen Parkplatz gefunden, welcher auch von Einheimischen zum Picknicken und Zelten genutzt wird.

 

Am Samstag fahren wir vom Camping Diamant Vert in Fés zuerst über die A2 Richtung Meknes, dann nach Süden auf knapp 2000 müM. Dort finden wir einen tollen Übernachtungsplatz mitten im Nirgendwo. Brigitte ist es zwar nicht so wohl, aber wir sind ganz alleine. Kurz sehen wir mal 2 Hirten mit 2 Hunden, aber die bleiben in der Ferne. Die Nacht ist denn auch absolut ruhig und dunkel. Dafür sehen wir viele Sterne über uns. Trotzdem ist es etwas unheimlich wenn man wirklich nichts sieht und hört. Anscheinend sind wir uns die Zivilisation mit dem dauernden Lärm und Licht schon zu stark gewohnt ...

 

An unserem Hochzeitstag, dem Freitag 02.02. erleben wir, wie kalt es eigentlich Anfang Februar noch sein kann. Wir stehen in einer Senke und die Sonne kommt erst kurz vor Mittag bei uns an. Wir beschliessen deshalb, mit einem Taxi in die Medina zu fahren und werden dort direkt von Abdullah, einem zertifizierten Fremdenführer erwartet. Er ist freundlich und wir nehmen deshalb sein Angebot an. Denn immerhin hat die Medina von Fés anscheinend mehr als 9000 Gassen, mit hunderten von Quartieren, und jedes Quartier hat 5 wichtige Gebäude: 1) Bäckerei 2) Moschee 3) Koranschule 4) Hamman 5) öffentlicher Brunnen. Man kann sich leicht verlaufen. Von ihm geführt passiert uns das nicht, aber wir sind froh, dass wir ihn dabei haben. Die Führung durch die verschiedenen Souks ist denn auch spannend. Von Vorteil ist, dass es aufgrund des Wochentages an vielen Orten fast keine Leute hat, und natürlich dass Abdullah alle hier zu kennen scheint. Kein Wunder, er ist ja auch in der Medina geboren. Am Mittag geniessen wir einen lokalen Lunch auf einer Dachterasse und gegen 15.00 h bringt uns Abdullah wieder zum Haupttor Boujiloud, wo wir ein Taxi zurück zum Diamant Vert besteigen.

Bei der Ankunft sehen wir ein Berner Womo und natürlich gehe ich direkt auf sie zu: es sind Franz und Brigitte, welche auch mehrere Monate im Jahr unterwegs sind. Gemeinsam geniessen wir einen Apéro und quatschen noch, bis es uns doch zu kalt wird draussen.

 

Am Donnerstag verlassen wir den schönen Camping Belle Vue, Zehouan. An der Stadtausfahrt von Meknes fahren wir an einer grossen Tankstelle vorbei. Da unser Tank nur noch halb voll ist nutzen wir die Gelegenheit und füllen auf. Ausserdem bekommt Gustav auch eine Wellnessbehandlung und wird von zwei fleissigen Männern gewaschen. Wir genehmigen uns in dieser Zeit einen Cappuccino und fahren anschliessend ziemlich direkt nach Fés, auf den Camping Diamant Vert. Fés ist eine Stadt mit mehr als 1 Mio Einwohner, weshalb es sich absolut empfiehlt, auf einem bewachten Camping zu stehen. Dieser ist zwar etwas teurer, dafür ist alles inklusive, sogar der Strom, und die WCs und Duschen sind so gut, dass sogar Brigitte diese nutzt.

 

Am Mittwoch wollen wir in die heilige Stadt Moulay Idriss, welche für viele Moslems aufgrund der Ruhestätte des Staatsgründers Idris I. als Alternative von Mekka besucht wird. Dies gilt vor allem für weniger wohlhabende Leute, welche sich die Reise an den wichtigsten Ort nicht leisten können. Dann ist jeweils am 25. August für 1 Woche viel los hier und es kommen mehrere Millionen Pilger in die Stadt. Normalerweise wohnen hier ca. 15'000 Personen!!! Bis weit ins 20. Jahrhundert war es sogar verboten, als Nichtmoslem hierher zu kommen. Noch heute sind viele Dinge nicht elaubt, und die Stadt ist in zwei Teile aufgeteilt: in einem wohnen die Araber, im anderen die Berber. Mittlerweile hat sich das zwar etwas vermischt, denn vor allem die jüngste Generation hält sich nicht mehr so stark an die alten Bräuche. Unser Führer ist denn auch ein junger Araber, welcher im Berberteil wohnt. Er ist zwar Moslem, isst kein Schweinefleisch und trinkt keinen Alkohol, aber er praktiziert z.B. das tägliche 5x Beten nicht. Das muss er aber direkt mit Allah abmachen und dieser verzeiht im das. Er erklärt uns einige Dinge in der Stadt, welche wir alleine nicht herausgefunden hätten. z.B. weshalb die meisten alten Arabertüren zwei Anklopfringe haben: einen kleineren unten und einen grösseren oben: Frauen mussten den kleinen nutzen und Männer den grossen. Wenn eine Frau hinter der Türe war, so konnte sie am Klopfen erkennen, ob sie sich das Gesicht verhüllen musste oder nicht - fremde Männer durften sie nicht unbedeckt sehen. Die Berber hatten gar keine Türen, da war - und ist meist heute noch - alles offen. Es leben meist auch mehrere Generationen im selben Haus.

Am Mittag genehmigen wir uns auf dem Hauptplatz einen marokkanischen Lunch und nehmen danach wieder den öffentlichen Bus zum Camping zurück.

 

Am Dienstag möchten wir nach Meknés. Vom Wärter erfahren wir, dass der Bus an der Hauptstrasse jede Stunde direkt bis zum Terminus in Meknés fährt. Entweder zwischen der vollen und der halben Stunde, oder halt etwas später. Auf alle Fälle immer marokkanisch pünktlich ;-). Wir stellen uns also an die Kreuzung, und prompt kommt ein Minibus (15 Sitzplätze / 5 Stehplätze) ca. 10 Minuten später vorbei und wir dürfen einsteigen. Die Preise sind toll: CHF 0.50 pP. für ca. 20 km oder 25 Minuten Fahrt. Bis am Schluss sind dann aber auch mehr als 30 Personen in dem Bus - da ist es uns dann nicht mehr so wohl ... Item, wir kommen wohlbehalten beim Terminus an, mitten in der Stadt und nahe dem berühmten Souk von Meknés. Wir tauchen also ein in den meist gedeckten Souk mit den vielen verschiedenen Geschäften, aber auch auf dem El Hedin Platz ist einiges los. Wir lassen uns treiben und sind eigentlich die einzigen Touristen. Die Einheimischen sind freundlich und sehr rücksichtsvoll, auch in den engen Gassen. Im "Marché couvert" finden wir dann auch noch Metzgereien (etwas weniger nach unserem Geschmack) und Gewürzhändler (-> sehr nach unserem Geschmack). Aber wir wollen und können nicht viel einkaufen, wir sind ja mit dem Bus da.

Nach einem Kaffee auf einer Dachterasse spazieren wir noch zum Mausoleum (Grabmal) von Moulay Ismaïl, der anscheinend ein wohlhabender Mann in der Stadt Meknés war. Dies ist ja die kleinste der 4 Königsstädte von Marokko. Die anderen 3 sind Fés (gehen wir anschliessend hin), Marrakesch (in 1 oder 2 Wochen) und Rabat (noch offen). Jede war zu einer gewissen Zeit Königssitz und damit Hauptstadt des Landes. Danach gehen wir zurück zum Bus-Terminus und warten, bis man uns einen Bus nach Moulay Idriss ankündigt. Diesmal ist der Bus noch kleiner und die Leute sitzen uns fast auf die Knie, aber es ist ein Erlebnis sondergleichen.

 

Den Montag verbringen wir mehr oder weniger mit Fahren: von Moulay Bousselham bis in die Region von Meknés/Fes. Es geht über Land und wir nutzen keine Autobahn, sondern die Landstrasse. Je weiter wir von der Küste entfernt sind, desto schlechter wird die Strasse. Hoffentlich geht das so nicht weiter.

Unterwegs machen wir einen Halt in einem kleinen Dorf, wo wir hinter einer Mauer einen grossen Bauernmarkt entdeckt haben. Sie sind zwar zum Teil schon am Zusammenräumen, aber trotzdem ist die Ambiance super und wir kaufen noch einige Früchte und Gemüse ein. Es wäre toll, hier am Abend noch einmal zu schauen, ob auch richtig aufgeräumt wurde ....
Am Nachmittag kommen wir auf dem Camping Belle Vue in Zerhoun an, welches im Dreieck Mecknés - Moulay Idriss - Fés liegt. Diese drei Orte möchten wir besichtigen. Der Stellplatz ist für marokkanische Verhältnisse schön, gross, modern und aufgeräumt. Ein Wärter ist während 24 Stunden da und dieser lässt uns auch die Qual der Wahl für den Stellplatz. Wir stellen uns quer in die zweitoberste Reihe. So haben wir am meisten von der Sonne. Bereits jetzt haben wir bemerkt, dass die Temperaturen hier im Landesinnern deutlich angenehmer sind als am Atlantik. Gut so!


23. - 28. Jan - Tanger Med - Meknés

Am Sonntag machen wir eine Bootsfahrt auf der Lagune mit Khalil - der sich als Profi für die Vögel hier zu erkennen gibt. Der Wasserstand ist zwar sehr tief, aber wir sehen viele Vögel: Möwen, verschiedene Reiher, einen Storch, Löffler, Brachvögel, rote und grüne Schenkelvögel (oder so ähnlich ...), Austernfänger, etc. Für uns waren es einfach viele bunte Vögel. Für Hans-Werner, welcher sich als Hobby-Ornitologe ausgab und der deshalb auch mit einem riesigen Zoom-Objektiv dabei war, muss es ein Paradies sein. Er meint auf alle Fälle, er kommen in den nächsten Wochen noch mehrmals hier her. Für uns hat die Tour von knapp 2 Stunden gereicht.

 

Am Samstag fahren wir zuerst in den "Marjane Market", einem grossen Supermarkt auf der Ausfallstrasse von Larache. Dieser ist nach französischem Vorbild gehalten und wir finden alles in zwei Versionen: importiert (aus Frankreich oder Spanien) und lokal. Die Preise sind entsprechend auch auf zwei verschiedenen Niveaus. Einzig Alkohol gibt es hier nicht.

Danach fahren wir auf direktem Weg nach Moulay Bousselham wo wir uns den privaten Stellplatz von Khalil "Le Nid du Hibou" ausgesucht haben. Dieser wird von der Familie geführt und bietet Platz für ca. 8 - 10 Wohnmobile. Ausserdem bietet er 2 - 4 Zimmer an. Es ist familiär und deshalb gefällt es uns ganz gut. Die Ver-/Entsorgung ist halt wie die sanitarischen Einrichtungen auf tiefem Niveau, aber das ist vermutlich fast überall in Marokko so.

Später machen wir einen Spaziergang zur Lagune, wo ein Restaurant seinen Parkplatz anbietet für Wohnmobile. Zum doppelten Preis gibt es hier überhaupt keine Leistungen - ausser halt dem Blick auf die Lagune. Schön, dass wir bei Khalil sind.

Bei einem Spaziergang ins Dorf finden wir noch einen ganz neuen Laden mit Alkohol - als kleinen Eingang neben einem unscheinbaren Geschäft und natürlich im Untergeschoss. Wir kaufen ein paar Büchsen Bier und 3 Flaschen Wein, welchen sie grad im Angebot haben. Wir haben gehört, dass die Verkäufer keine Moslems sein dürfen, denn diese dürfen nichts mit Alkohol zu tun haben und die Lizenz übergibt dem Händler auch die Verantwortung, falls Kunden von ihm aufgrund von Alkohol ausfällig werden. Deshalb gibt es wohl nur ganz wenige unabhängige Händler.

 

Am Freitagmorgen packen wir unsere sieben Sachen zusammen und fahren - wie die anderen aus unserer Gruppe auch - in Richtung Süden. Unser Ziel ist zuerst Lixus, das Gelände ist ein mit verschiedenen archäologischen Ausgrabungen. Es war früher der Ort an der Küste, um die Zeit von Christi Geburt zuerst nacheinander von verschiedenen Kulturen genutzt und entsprechend umgebaut wurde. Es waren dies die Phönizier, dann die Mauren, danach die Griechen, die Römer, und ab dem 3. Jh n.Chr. die Araber, welche den Islam in die Gegend gebracht haben. Heute ist für uns insbesondere noch das Amphitheater als solches erkennbar. Bei allen anderen "Steinen und Säulen" müssen wir als Laien einfach glauben, dass es wohl so war. Insgesamt ist die Stätte aber gut erhalten und auch gut erklärt. Das lohnt sich auf alle Fälle wenn es auf dem Weg liegt.

Danach fahren wir durch die Stadt Larache durch auf den Stellplatz im Süden. Dieser ist in einem parkähnlichen Gelände mit Spielplatz und wohl auch verschiedenen Restaurants. Diese sind aber aktuell (im Winter) geschlossen.

Am Nachmittag nehmen wir ein Taxi ins Zentrum "Place de la Libération" und spazieren durch die Medina, welche hier sichtbar bewohnt ist. Es ist Leben auf der Strasse, auf den Plätzen mit Marktständen, aber auch in den Gassen und in den kleinen Ateliers, wo wir Friseure, Schreiner, Schneider und viele kleine Händler finden. Spannend.

Am Hafen dürfen wir leider nicht an den Kontrollen vorbei und näher zu den Fischerbooten. Dafür finden wir der Hafenmole entlang mehrere Restaurants, welche exklusive den Fisch servieren. Schade, dass wir schon etwas für das Essen heute Abend aus dem Tiefkühltruhe genommen haben.

 

Mittwoch: wir haben super geschlafen und stehen in der Tat erst kurz vor 09.00 h auf. Aber wir sehen sofort: es ist den andern ziemlich ähnlich gegangen. Also alles ok - uns sonst: was soll's, wir haben ja Zeit.

Nach dem Frühstück wollen wir die Medina (Altstadt) besichtigen und auch einen Gang durch den heutigen Wochenmarkt machen. Gesagt - getan. Die Medina ist noch etwas verschlafen und die meisten Geschäfte noch geschlossen, aber die kleinen Gassen präsentieren sich sauber und aufgeräumt. Ausserdem überwiegt die Farbe blau als toller Kontrast zum Weiss. Auf einem grösseren Platz genehmigen wir uns den ersten Thé de Mente und geniessen die wärmende Sonne. Danach machen wir uns auf den Weg aus der Altstadt und auf den Markt. Hier gibt es hauptsächlich Gemüse, Früchte und Fische. Zusätzlich finden wir noch einige Metzgereien in den Gassen und zwei Markthallen, wo es auch lebende Hühner, Gewürze und viele Altagsprodukte wie Waschmittel, Toilettenpapier, Körperpflege, etc. zu finden gibt. Die Hühner werden übrigens direkt vor Ort getötet, gerupft und ausgenommen. Frischer geht wohl kaum.

Beim Flanieren durch die Strassen und Gassen finden wir noch weitere schöne Häuser, moderne Plätze und mehrere Moscheen. Alles in allem ist es sehr sauber, aufgeräumt und die Stimmung wirklich fröhlich. Einzig in den Cafés und auf den grösseren Plätzen sind meist nur Männer zu finden. Und Friseure gibt es anscheinend auch nur für Männer ...

Am Donnerstag machen wir mal was wir am besten können: Roland geniesst die Ruhe auf dem Stellplatz, und Brigitte geht alleine in Städtchen Asilah. Natürlich findet sie auch heute wieder etwas Gemüse und Früchte, welche unbedingt gekauft werden wollten ;-)

 

Mitten in der Nacht auf Dienstag kommen wir in Tanger Med an. Es dauert aber gut 2 Stunden, bis wir endlich nach dem Zoll noch auf dem Hafengelände auf dem grossen Parkplatz eintreffen, wo die meisten Wohnmobile eine erste oder letzte Rast bei Nachtankunft oder -abfahrt verbringen. Danach kaufen einige aus der Gruppe noch eine SIM-Karte, andere trinken ein Bier, weitere erzählen sich noch etwas, etc. Kurz nach 03.00 h sind wir dann in unseren Kojen -> die erste "Nacht" auf marokkanischem Boden.

Bereits kurz nach 09.00 h sind wir schon wieder auf den Füssen und treffen unsere neuen Freunde draussen in der Sonne beim ersten Kaffee. Es handelt sich dabei um die (WhatsApp-) Gruppe "Fähre Marokko 24", bestehend aus:

  • Uli & Laura Betz mit den Zwillingen Tamo und Taron und ihrem MAN Kat "Hunk"
  • Rolf Bosselaar in seinem Bucher Duro
  • Manfred & Katharina Krodel in ihrem Hymer Bus
  • Tobias & Marina Jaud mit Felix im ausgebauten Citroen Jumper
  • natürlich uns beide im MB 1017 "Gustav

Alle ausser Krodels fahren als nächstes nach Asilah, wo wir mal ankommen möchten, erste Einkäufe machen, SIM-Karten besorgen, etc. Krodels möchten im Urzeigersinn reisen, sind aber überzeugt, dass wir uns in den nächsten Tagen bestimmt wieder treffen werden.

 

Wir fahren deshalb nach einem kleinen Frühstück los Richtung Osten und dann dem Atlantik entlang bis zum Camping Echrigui in Asilah. Dieser ist etwas abenteuerlich und die Autos stehen irgenwie kreuz und quer. Schön erfrischend im Vergleich zu den europäischen Campings, wo meist in Reih und Glied gestanden wird.

Nach der Ankunft machen wir einen ersten Strandspaziergang und staunen über die Wellen, welche locker 3 m und höher sind. Am Abend bestellen wir uns gemeinsam mit den andern Tajine, welches von der Mutter von einem der Wärter gekocht und von ihm direkt an den Stellplatz gebracht wird. Es schmeckt wirklich gut.